Wien - Der frühere Chefredakteur der "Jerusalem Post", Ari Rath, erwartet nach der israelischen Parlamentswahl am kommenden Dienstag eine Koalition von Kadima (Vorwärts) und Arbeiterpartei. Die Kadima des amtierenden Premiers Ehud Olmert habe "die besten Aussichten, die Mehrheit zu gewinnen", sagte Rath am Mittwochabend in der ZiB2 des ORF. Er rechnet damit, dass Olmert nach einem Wahlsieg "viel mehr Spielraum haben und den Palästinensern gegenüber pragmatischer handeln" werde.

Olmert führt die israelischen Regierungsgeschäfte, nachdem Premier Ariel Sharon Anfang Jänner nach mehreren Schlaganfällen ins Koma gefallen war. Die von Sharon gegründete Kadima liegt in den Umfragen vor der Knesset-Wahl klar voran.

Koalition von Kadima und Arbeiterpartei

Eine Koalition zwischen Kadima und der Arbeiterpartei sei "nicht fix, aber sie ist vorauszusehen", sagte Rath. Es sei kaum anzunehmen, dass der frühere Likud-Politiker Olmert ein Regierungsbündnis mit dem rechtsgerichteten Likud-Block unter Benjamin Netanyahu eingehen werde. "Sie haben nicht die eigene Partei verlassen, um den selben Herrn Netanyahu dann über die Hintertür wieder in die Regierung zu bringen."

Hamas-Sieg war Protestwahl gegen Korruption

Der Sieg der Hamas bei der palästinensischen Parlamentswahl habe "dem Friedensprozess nicht geholfen", sagte Rath. Er wies aber darauf hin, dass es sich nicht um eine Absage an den Friedensprozess mit Israel gehandelt habe, sondern um eine Protestwahl gegen die Korruption in der palästinensischen Autonomiebehörde. Als bezeichnend wertete er die Tatsache, dass die neue palästinensische Regierung bis jetzt noch nicht offiziell gebildet wurde. Die Hamas wolle offenbar noch auf den Ausgang der israelischen Wahl warten. Rath betonte, dass man die palästinensische Bevölkerung nicht für die Hamas bestrafen solle. (APA)