Reykjavik/Helsinki - Island ist offensichtlich fieberhaft auf der Suche nach einer Lösung für die durch den angekündigten Abzug der US-Streitkräfte entstehende Vakanz seiner militärischen Landesverteidigung. Laut isländischen Medienberichten hat Außenminister Geir Haarde diesbezüglich bereits seine Amtskollegen in Dänemark und Norwegen telefonisch kontaktiert.

Nach einem Treffen mit dem französischen Außenminister Philippe Douste-Blazy, das bereits am Dienstag stattfand, soll Haarde laut dem isländischen Rundfunk RÚV noch diese Woche nach Moskau zu seinem Amtskollegen Sergej Lawrow weiterreisen. Kommende Woche dürfte der isländische Chefdiplomat auch in Berlin die Zukunft der Landesverteidigung Islands mit Außenminister Frank-Walter Steinmeier diskutieren.

Rotation

Als mögliche Lösung wurde in den vergangenen Tagen in den Medien über eine rotierende Präsenz von Kampfjets verschiedener NATO-Mitglieder spekuliert. Dies wird derzeit etwa im Baltikum so gehandhabt, weil die NATO-Mitglieder Litauen, Lettland und Estland über keine Abfangjäger verfügen.

Das Info-Portal "Iceland Review Online" berief sich am Mittwoch auf dänische und norwegische Quellen, wonach das Thema auch bei einem informellen Außenministertreffen der NATO-Staaten am 27. und 28. April in Sofia auf der Tagesordnung steht. Am Montag hatten in Washington Präsident George W. Bush und NATO-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer über die Angelegenheit beraten.

Die USA hatten vergangene Woche den schon vor drei Jahren in Aussicht gestellten Abzug von Kampfjets, Helikoptern und über 1.000 Soldaten von der Basis Keflavik bis zum Herbst angekündigt. Islands Ministerpräsident Halldor Asgrimsson hatte die Entscheidung der USA bedauert und kritisiert, die USA betont, sie wollten auf andere Weise ihren Verpflichtungen aus dem seit 1951 gültigen Verteidigungsabkommen mit Island erfüllen. Island ist NATO-Gründungsmitglied, verfügt aber über keine eigene Armee. (APA)