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Mit dem internationalen Publikum kam ab und an auch ein Hauch "Erotik" (1925) in Alfons Waldes Tiroler Bergbauerndörfer.

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Wien - Irgendwie hat Alfons Walde ein Tirolbild geprägt, dass es so in echt selbstverständlich nie gab: Was wahrscheinlich auch den bis heute ungebrochenen Erfolg seiner einschlägigen Winterlandschaften ausmacht.

Ein weitsichtiger Kopf in der Tiroler Fremdenverkehrswerbung hat das aber schon im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts erkannt - und Walde mit Plakataufträgen an die Heimat gebunden; und Walde lieferte - für Werbung wie Kunsthandel - unzählige Varianten des stets flauschig eingeschneiten Äußeren der berühmten Zirbenholzstuben. Und dazwischen tummeln sich, je nachdem, Alpinisten im Skipionierstatus oder Bauersleute, die auf ihre Art ebenso typisch gewandet sind wie die Damen der internationalen Gesellschaft mit ihren Nerzen und Stiefeletten. Kitzbühel eben, wie es immer schon scheinen wollte, Tirol très chic und also salonfähig.

Für die Schau im Leopold Museum haben der Hausherr Rudolf Leopold und der Tiroler Walde-Spezialist Gert Ammann einen Schwerpunkt auf Waldes Frühzeit in Wien und die Kriegsjahre gesetzt: In Kitzbühel - Wien 1919-1914 kommen zu diversen Gemälden auch Dokumentarmaterialen, Familienporträts und Kriegspostkarten.

Darüber hinaus wird in Gegenüberstellungen mit Werken von Zeitgenossen wie Albin Egger-Lienz, Artur Nikodem, Wilhelm Nikolaus Prachensky, Ernst Nepo oder Franz Lenhard Waldes Umfeld anschaulich und eben dadurch seine Sonderstellung unterstrichen. Walde, wird da wieder einmal deutlich, hat einen enorm hohen Wiedererkennungswert (der sich bis heute in den Auktionsergebnissen widerspiegelt).

Die Eigenart seiner Gemälde liegt in einer dem Expressionismus nahen Grundhaltung, der eine der neuen Sachlichkeit verpflichtete Oberfläche alles Schroffe und möglich Beklemmende nimmt. Und außerdem scheint in Waldes Kitzbühler Bauerndörfern meistens die Sonne.

Alfons Walde (1891-1958) hat an der Technischen Hochschule in Wien Architektur studiert und daneben eine Ausbildung zum Maler absolviert. Begegnungen mit Egon Schiele, Gustav Klimt und Albin Egger-Lienz prägten seinen Wiener Jahre. Er war Mitglied des Künstlerhauses. Das Leopold Museum zeigt bis 19. Juni 130 Exponate.

Zum Großteil stammen sie aus dem Museum Kitzbühel, dem Tiroler Landesmuseum, der Sammlung Leopold und diversen Privatsammlungen. Einige der Exponate wurden seit Jahrzehnten nicht mehr öffentlich ausgestellt. (Markus Mittringer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 22. 3. 2006)