Professioneller Blick
Der ehemalige Medienbeauftragte der OSZE, Freimut Duve, erklärte anlässlich der Preisverleihung, die drei hätten ihre Solidarität über die Grenzen hinaus bewiesen und von ihrem "professionellen Blick Gebrauch gemacht, um unseren Blick für die Welt zu schärfen."
Uladag und Drousiotis hätten die Auszeichnung dafür erhalten, an vor 50 Jahren in Zypern begangene Verbrechen erinnert zu haben, so Duve. Die beiden JournalistInnen würden zurecht darauf hinweisen, dass es ohne Aufarbeitung der Vergangenheit keine friedliche gemeinsame Zukunft gebe. Duve kritisierte bei dieser Gelegenheit, dass "befreundete Länder" wie Frankreich, Großbritannien und die USA nicht im notwendigen Ausmaß an ihre Verbrechen erinnern würden, auch wenn diese mit jenen Deutschlands nicht vergleichbar seien. "Jede Demokratie hat die Verpflichtung, sich ihrer Verbrechen zu erinnern."
Männliche Brutalität nichts mit Kultur zu tun
Ergün habe ihre Berichterstattung auf das Schicksal von misshandelten Frauen in der Türkei gerichtet und die Möglichkeit, in Frauenhäuser in Istanbul Hilfe zu erhalten, so das Jurymitglied Duve. Doch niemand solle sagen, häusliche Gewalt gebe es nur in der Türkei, diese gebe es auch im Westen. Männliche Brutalität habe nichts mit Kultur zu tun. In der Türkei finde ein "unglaublicher Missbrauch der Geschichte des Islam" statt, doch männliche Gewalt habe "nichts mit der wirklichen Geschichte des Islam zu tun".
Demokratie und Journalismus
Ohne verantwortungsvolle JournalistInnen habe Demokratie keine Zukunft, mahnte Duve. Er kritisierte die zunehmend verschwimmenden Grenzen zwischen dem Journalismus und der Werbejournalistik in unserer Gesellschaft. "Das ist dramatisch und betrifft uns alle". Kritische Worte fand der ehemalige OSZE-Mediensprecher erneut für die Medienkonzentration in Russland und Italien.