Foto: Diagonale

Das Fenster gibt den Blick nach außen nicht frei. Ein Vorhang verstellt die Sicht bis auf wenige Schlupflöcher. Wenn schon in der nächsten Einstellung – einer Fahrt durch eine indische Stadt – diese Neugier auf ein Mehr an Sichtbarkeit befriedigt scheint, so ist das doch ein Trugbild: Denn das Kino des Michael Pilz interessiert sich seit jeher für Zwischenräume – für die in der Nähe abgelegten Bilder, denen erst ein geduldiges Sehen zur Darstellbarkeit verhilft.

"Windows, Dogs and Horses", Pilz' neueste, 40-minütige Arbeit, ist eine Kompilation aus Szenen, die der Filmemacher zwischen 1994 und 2003 gedreht hat. Kein eindeutiger inhaltlicher Fokus verbindet sie, sondern ein assoziativer, der Bilder unterschiedlicher Intensitäten bündelt. Manche davon stammen von Reisen, über die Pilz eigene Filme gefertigt hat, andere aus seinem privaten Umkreis – eigentlich einerlei, da es in allen um oft ein wenig rätselhafte Momente geht, in denen sich ein Ausdruck verdichtet.

Ein Hund, der in einem Teich auf Fische lauert; ein schwarzer Vogel auf einem Ast in dichtem Schneegestöber; und immer wieder Pilz selbst: beim Anstieg auf einen Berg mit seiner Tochter; oder bei der Vorführung von Andreas Ortags "Film innen/außen" (1978), der das Motiv von seinem Video weiterspinnt. Das sind Szenen, die für sich selbst stehen, aus unterschiedlichen Lebenszeiten, in denen sich Erinnerungen gleich subjektiv bedeutsamen Sinneseindrücken bewahrt haben.

Bei aller Reduktion bleibt "Windows, Dogs and Horses" ein sehr persönliches Video. Die latent unheimliche Stimmung, die Pilz bisweilen mit Gewittergeräuschen und sanft suggestivem Score schürt, sie verdankt sich einer unbewussten Qualität in den Bildern, die ihre Neuordnung und damit einhergehende Kontraste noch betonen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2006)