"Ich hätte mir den Hals brechen können. Gott sei Dank bin ich elastisch." - Elisabeth Bergner stürzt in "Ariane" (1931) in ein turbulentes Liebesmelodram.

Foto: Diagonale
Ariane, frisch gebackene Abiturientin, wohnhaft in Zürich, will nach Berlin. Der Vater rät postalisch vom Studium ab: "Es gibt schon genug verschrobene Frauenzimmer!" Eine Heirat mit einem finanziell gut gestellten Bewerber wäre schon eher in seinem Sinne. Stattdessen begegnet die Tochter schon bald darauf einem Mann, der ihr Vater sein könnte. Dass sie inzwischen Mathematik studiert, schreckt ihn nicht ab. Hat er doch ohnedies nicht mehr im Sinn, als die Gesellschaft der quirligen jungen Dame für die Dauer seines Aufenthalts in Anspruch zu nehmen.

Aus dieser Vorgabe entspinnt sich ein hintergründiges Verführungsspiel: Ariane schlüpft in die ihr zugedachte Rolle. Allerdings hat sie bei aller zur Schau gestellten Abgebrühtheit doch ernsthaftere Absichten. Den Don Juan zu erobern stellt sich jedoch als ein schwieriges, schmerzhaftes Unterfangen dar.

Elisabeth Bergner (1897–1986), die Ariane spielt, oder mehr noch: verkörpert, tut dies mit jenem hellwachen Überschwang, der den frühen Tonfilmaktricen so seltsam eignet.

Dank ihrer überaus lebendigen Leinwandpräsenz bricht der Film von Paul Czinner aus dem Jahr 1931, der den Namen seiner Heldin trägt, seine dunkelromantische Standardsituation (und das damit verknüpfte Frauenbild von der still leidenden Liebenden) immer wieder – mit ebenso leichten wie intensiven Szenen: zum Beispiel, wenn das Paar streitet, und die schmollende Ariane danach mit Riesenverbänden und humpelnd wieder den Raum betritt.

Elisabeth Bergner, 1897 in Galizien geboren und in Wien aufgewachsen, stand schon als 18-Jährige auf der Bühne. 1923 wird ihr Auftritt in Max Reinhardts Berliner Inszenierung von "Wie es euch gefällt" ein Triumph, im selben Jahr dreht sie ihren ersten Film, und nur ein Jahr später beginnt ihre legendäre Zusammenarbeit mit dem Regisseur (und späteren Ehemann Bergners) Paul Czinner.

Drei dieser zunächst in Deutschland und ab 1934 gezwungenermaßen im britischen Exil entstandenen Arbeiten zeigt SYNEMA während der Diagonale in Graz. Neben "Ariane" sind dies "Fräulein Else" (1929, mit Vorfilm: "notes on film 01 else" von Norbert Pfaffenbichler) und "Stolen Life" (1939).

In allen dreien wird man noch einmal an eine Schauspielerin erinnert, neben deren Modernität so manche heutige Kollegin ganz blass und gebändigt wirkt. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 21.3.2006)