Mexiko-Stadt - Der große Durst der Landwirtschaft ist eines der größten Probleme bei den internationalen Versuchen, allen Menschen Zugang zu sauberem Wasser zu ermöglichen. Mehr als zwei Drittel des Wassers weltweit - 70 Prozent - würden von der Landwirtschaft verbraucht, erklärten Teilnehmer des vierten Weltwasserforums in Mexiko-Stadt in einer Diskussion am Samstag. Ein großer Teil davon werde verschwendet, zum Teil durch marode Bewässerungssysteme.

"Die Bauern sind im Mittelpunkt des Gesamtbildes", sagte der Direktor des Internationalen Fluss-Netzwerks, Patrick McCully. "Sie verbrauchen den größten Teil des Wassers - und Bauern sind da, wo die größte Armut in der Welt konzentriert ist." Der frühere französische Premierminister Michel Rocard sagte, es gebe große Probleme durch die künstliche Bewässerung von Feldern. "Wir müssen unsere Bauern davon überzeugen, weniger aufwendige Pflanzen anzubauen", mahnte er. "Es geht darum, die landwirtschaftliche Methode zu ändern."

WWF: 30 bis 40 Prozent des Wassers werden verschwendet

Der World Wide Fund for Nature (WWF) wies daraufhin, das in ineffizienten Bewässerungssystemen 30 bis 40 Prozent des Wassers verschwendet würden. Dies habe eine Studie über den Anbau von Zuckerrohr und Baumwolle ergeben, der besonders viel Wasser benötige, berichtete WWF-Mitarbeiterin Ute Collier. "Wenn wir diesen Teil der Gleichung lösen könnten, könnten wir wahrscheinlich die Zahl der benötigten Staudämme um mindestens die Hälfte verringern."

Weltweit haben 1,1 Milliarden Menschen nicht genügend Trinkwasser und 2,6 Milliarden keinen Zugang zu Sanitäranlagen, heißt es in einem auf dem Forum veröffentlichten Bericht. In Europa sind rund 41 Millionen Menschen von Wassermangel betroffen und 85 Millionen nicht an Abwasser- und Klärsysteme angeschlossen. Rund die Hälfte des Abwassers wird nicht geklärt, schätzen Experten. Südeuropa wird auf Grund von Klimaveränderungen anfällig für Dürren, im Norden sei die Wasser-Infrastruktur veraltet.

Unter den Experten ist generell unstrittig, dass Wasser als lebenswichtiger Rohstoff über Ländergrenzen hinweg geteilt werden muss. Im Detail gab es dann aber doch national gefärbte Standpunkte: Rocard sagte, es sei zwar richtig, dass Frankreich über mehr Wasser als Spanien verfüge.

Aber bevor Wasser geteilt werden könne, müsse erst einmal das Management der Wasserverteilung vor Ort auf Vordermann gebracht werden. Die spanische Europaparlamentsabgeordnete Cristina Gutierrez sagte: "An diesem Punkt wird Wasser ein Element der politischen Identität, und das führt in eine Situation, in der niemand Wasser teilen will." (APA/AP)