Paris - Die Massenbewegung gegen die Lockerung des Kündigungsschutzes in Frankreich ist nach Einschätzung des Arbeits-Soziologen François Dubet "die Antwort der Mittelklasse auf die Bewegung in den Vorstädten". Beide Welten misstrauten einander, sagte Dubet der Pariser Tageszeitung "Le Monde" vom Sonntag; sie hätten aber "sehr ähnliche Ängste: Einige sind schon draußen, die anderen fürchten, sich ihnen anzuschließen".

Wenn ein Student heute die Universität verlasse, habe er ohnehin schon eine 50-prozentige Chance, einen Arbeitsplatz zu finden, der zu seiner Ausbildung in keinerlei Beziehung stehe, sagte der Soziologe. Dies sei "eine beträchtliche Vergeudung". So säßen Maturanten etwa an den Kassen von Supermärkten.

Der Chef der Gewerkschaft CGT, Bernard Thibault, drängte die Regierung in Paris zur Rücknahme des umstrittenen Gesetzes, das bei jungen Berufseinsteigern bis zu zwei Jahre lang Kündigungen ohne Angaben von Gründen ermöglicht. Wenn sich nichts bewege, würden sich die Gewerkschaften bei einem Treffen am Montag für einen eintägigen Generalstreik aussprechen, sagte Thibault im Radiosender France Inter. "Ich glaube, dass die Bedingungen vorliegen, um dies zu schaffen", fügte er hinzu. Thibault verwies auf die hohe Beteiligung an den Protestkundgebungen am Samstag. Landesweit waren unterschiedlichen Angaben von Polizei und Gewerkschaften zufolge zwischen 530.000 und etwa 1,5 Millionen Menschen auf die Straßen gegangen. (APA)