Leipzig - Auf dem Tisch vor dem großen Bücherbord des Wieser-Verlags auf der Leipziger Buchmesse ist ein dickes Schinkenbein, zwei Jahre luftgetrocknet und aus dem slowenischen Karst, für die Gäste zur Verkostung eingespannt. Ein Signal? "Weil es die Brücke schlägt zwischen den Gaumenfreuden und den literarischen Genüssen", entgegnet Verlagschef Lojze Wieser. An seinem Stand werde er aber häufig von den deutschen Besuchern auf die Auseinandersetzung um die zweisprachigen Ortstafeln in Kärnten angesprochen und um Interviews gebeten, bestätigt der Klagenfurter Verleger. "Es ist ein gewisses Wundern und Kopfschütteln", sagt er.

Europäische Frage

Verständnis finde er aber, wenn er auf den europäischen Zusammenhang verweise, dass Basken, Sorben oder Katalanen ähnliche Probleme wie die Slowenen in Österreich hätten. "Hinter der Maske der topografischen Frage in Kärnten steht eine europäische Frage, die ernster genommen werden muss, als sie von den politisch Handelnden wahrgenommen wird. Auch im Hinblick darauf, ob sich dieser Kontinent friedlich weiter entwickeln wird." Immerhin gehe es um 200 Kulturen in ganz Europa. Zukunft und Vergangenheit würden sich in dieser Frage aneinander reiben.

Die Initiative "Pro Kärnten" bewertet Lojze Wieser positiv: "Ich bin froh, dass damit eine Negativschleife, die immer aus Kärnten hinausgegangen ist, durchbrochen wurde." Es sei beschämend, allein im Hinblick auf die "guten literarischen Werke", die das Land hervorbringe, dass die Auseinandersetzungen "durch rückwärtsgewandte und egoistische Interessen auf dem Rücken der Mehrheit ausgetragen werden". Kärnten sei aber lediglich ein Synonym für den Gesamtzustand. "Europa ist sicher fähig, auch diese Frage positiv zu entwickeln", sagte der Klagenfurter Verleger. (APA)