Derzeit sei der Forschungs- und Bildungssektor in Europa stark fragmentiert, meinte Figel. Es fehle an Größe und kritischer Masse. In den USA würden dagegen die universitären Forschungsausgaben auf wenige der rund 3.300 Hochschuleinrichtungen konzentriert: An rund drei Prozent der Institutionen würden etwa 80 Prozent der Gesamt-Forschungsausgaben getätigt. Ein ähnliches Bild zeige sich bei Uni-Rankings: Während die USA fast sämtliche vorderen 20 Plätze einnehmen würden, seien die EU-Unis erst gut vertreten, wenn man sich die Top 500 ansehe.
Kluft zwischen Forschung und Wirtschaft
Als weiteres Problem Europas nannte Figel die Kluft zwischen Forschung und Wirtschaft. Während Wissenschafter nach wie vor die Wirtschaft als getrennte und vielleicht sogar feindliche Welt sähen, würden die Unternehmen Unis und Forschung nicht als verfügbares Humankapital betrachten.
Die bisher bereits bekannten Eckpunkte des EIT präzisierte Figel nicht näher: Klar ist, dass es keinen einzelnen Standort für das Institut geben wird. Zentrale Einheiten sollen vielmehr "Wissensgemeinschaften" sein. In diese sollen Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen ihre besten Teams, Infrastruktur und Geld einbringen, die dann rechtlich zum EIT gehören, aber weiterhin an ihrem ursprünglichen Standorten verbleiben.
Als Aufgaben für das EIT nannte Figel erneut alle drei Seiten des "Wissensdreiecks": Ausbildung, Forschung und Innovation. Konkret sollen postgraduale Studien angeboten und von der Grundlagen- bis zur angewandten Forschung ein breites Spektrum wissenschaftlicher Arbeit abgedeckt werden.
Die Struktur des EIT soll zwei Stufen umfassen: Geleitet werden soll es von einem unabhängigen "Governing Board", das aus hochkarätigen Vertretern aus der Wissenschafts- und Geschäftswelt zusammengesetzt ist. Dieses Gremium soll die strategischen Schwerpunkte des EIT festlegen, das Budget verwalten, die Ressourcen den Wissensgemeinschaften zuteilen sowie Auswahl, Kontrolle und Evaluierung der Wissensgemeinschaften organisieren.
Wissenschaftliches Herz
Die "Wissensgemeinschaften" selbst als "wissenschaftliches Herz" des EIT sollen aus Fachabteilungen oder Teams von Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen bestehen. Im Unterschied zu schon bestehenden Netzwerken, wo Partner nur eine Zusammenarbeit vereinbaren, sollen die Partner beim EIT Ressourcen wie Infrastruktur und Personal für das Institut abstellen. Personal und Ausrüstung sollen weiterhin an unterschiedlichen Standorten angesiedelt sein, doch die Wissensgemeinschaften selbst rechtlich zum EIT gehören.
Anreiz für die Unis wäre hierbei laut Figel das Prestige, beim EIT dabei zu sein. Außerdem werden finanzielle Anreize in Aussicht gestellt: Als Ausgleich für das "Abtreten" von Teams könnte das EIT den Wiederaufbau von Ressourcen in den Partnereinrichtungen mitfinanzieren.