London - Nach der lebensbedrohenden Erkrankung von sechs Versuchspersonen bei der Erprobung eines neuen Medikaments in Großbritannien hat sich der deutsche Hersteller TeGenero AG bei den Betroffenen und ihren Angehörigen entschuldigt. Thomas Hanke, wissenschaftlicher Leiter der Firma, sagte am Mittwochabend in London, das Unternehmen sei "erschüttert" über die "erschreckenden Entwicklungen".

Das Medikament habe vorher keine ungünstigen Nebenwirkungen gezeigt und die Tests hätten den Vorschriften entsprochen, sagte Hanke. Die ersten Tests an dem Medikament mit dem Namen TGN1412 hätten 1997 begonnen, seit 2000 sei es weiterentwickelt worden. Die klinische Erprobung sei jetzt gestoppt worden.

Kritik

Führende Ärzte sagten der britischen Zeitung "The Times", die Erprobung des Medikaments habe nicht den höchsten medizinischen Standards entsprochen. So sei es allen Probanden zur gleichen Zeit gegeben worden, was den allgemeinen Leitlinien widerspreche.

Die sechs erkrankten Männer wurden am Mittwoch auf der Intensivstation des Northwick-Park-Krankenhauses in London behandelt. Zwei von ihnen befanden sich in Lebensgefahr, der Zustand der übrigen vier war "ernst". Laut BBC versagten mehrere Organe. Die britische Arzneimittelaufsicht MHRA löste internationalen Alarm aus und warnte die Zulassungsbehörden der übrigen EU-Staaten.

Mit den Medikamententests hatte das Würzburger Unternehmen die US-Firma Parexel International beauftragt, die auf derartige Untersuchungen spezialisiert ist. An dem bezahlten Test hatten sich acht Freiwillige im Alter zwischen 18 und 40 Jahren beteiligt, die laut MHRA vor der Einnahme kerngesund waren. Wie bei solchen Studien üblich, erhielten zwei der Teilnehmer nicht das fragliche Medikament, sondern Placebos. (APA)