Architekt Horst Jäger errichtete und betreibt im dritten Wiener Gemeindebezirk ein Apartmenthaus für Gäste, die für einen längeren Zeitraum in Wien weilen und eine private Atmosphäre suchen. Das Besondere dabei: Schon in der Planungsphase wurde Feng Shui-Beraterin Riccarda Larcher hinzugezogen, um das Projekt nach grundlegenden energetischen Prinzipien (nach den Regeln des so genannten "Imperial Feng Shui") ganzheitlich zu gestalten.

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Die Idee dazu ergab sich aus der langjährigen Bekanntschaft des Architekten mit der Marketingexpertin Larcher, die sich vor acht Jahren mit Feng Shui zu beschäftigen begann und dann in Hamburg und Schottland ein Diplom-Studium in "Imperial Feng Shui" absolvierte.
Feng Shui ("Wind" und "Wasser") ist eine alte asiatische Lehre und in Europa seit Anfang der 90er-Jahre zunehmend populär. Im Kern handelt es sich dabei um ein Ritual des chinesischen Ahnenkultes; nach den darin enthaltenen Prinzipien können aber auch etwa Gebäude oder Landschaften (Gartenanlagen etc.) gestaltet werden.

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Die Theorie dahinter ist, dass es neben den bekannten (den naturwissenschaftlichen Gesetzen folgenden) Energieformen auch einen unsichtbaren Einfluss auf das Leben gibt. Diese "positive Lebensenergie" ("Qi") soll durch verschiedene Maßnahmen harmonisiert und gesteigert werden.

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Feng Shui-Beraterin Larcher war im Fall des Hauses in der Salmgasse etwa schon bei der Planung des Grundrisses involviert und hat mit Hilfe eines so genannten "chinesischen Kompasses" ("Lo Pan", Bild) wesentliche "energetische Peilpunkte" (etwa besondere Land- und Gebäudeformen, eventuell vorhandenes Wasser, die Anordnung des Haupteinganges des zu errichtenden Gebäudes) auf das Grad genau an den Himmelsrichtungen vermessen. Durch Berücksichtigung dieser Faktoren soll der Energieverlauf positiv beeinflusst werden.

Foto: Larcher

Kritiker (wie etwa die deutsche Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUP) werfen dem Feng Shui meist vor allem die fehlende wissenschaftliche Überprüfbarkeit (zB den Nachweis, dass das "Qi" bzw. dessen positive Wirkung überhaupt existiert) vor. Tatsächlich konnte eine derartige Wirkung - wenn von Feng Shui-Experten auch beteuert wird, es handle sich dabei um eine empirische Vorgangsweise - bisher nicht nachgewiesen werden.

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Den Feng Shui-Prinzipien folgend, war für Larcher in der Salmgasse jedenfalls das wichtigste: "Energie reinbringen." Dies könne einerseits durch die Formgebung, andererseits durch Farbe erreicht werden. Auf klassische "Feng Shui-Devotionalien (z.B. Windspiele, Zimmerbrunnen, Kristalle etc.) wurde gänzlich verzichtet, weil Imperial Feng Shui "wirkt, ohne dass man es merkt", so die Feng Shui-Beraterin.
Der dunkle Fußboden im Eingangsbereich steht beispielsweise für das Element Wasser,…

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

… in Form der metallenen Treppe zieht sich dieses durch das ganze Haus hinauf bis ins oberste der fünf Geschosse…

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

…und findet sich wieder bei der Küche jedes einzelnen Apartments.
Wichtig waren der Feng Shui-Beraterin die immer wieder auftretenden Farbtupfer, wie hier im Bild etwa die orange Wand linker Hand vom Küchenblock oder auch das orange Fauteuil. Das bringt einerseits Energie rein, und außerdem ist "zuviel Harmonie auch nicht gut. Das erzeugt Couch-Potatoes", so Larcher.

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

"Im Badezimmer geht Energie ab", erzählt die Feng Shui-Expertin, deshalb müsse hier besonders viel Energie zugeführt werden. Passieren tut das in diesem Fall mit erdnahen (ocker, grau) oder…

Foto: derStandard.at/Putschögl

…naturnahen Farben. "Grün holt die Energie wieder rauf", so Larcher.

Foto: derStandard.at/Putschögl

Dachschrägen sind normalerweise zwar gar nicht Feng-Shui-like, wenn sie - so wie hier - zur Gänze aus Glas bestehen und sich noch dazu halb öffnen lassen, "kann man aber sicher damit leben", auch wenn die Schräge hier "schon extrem" ist (Larcher).

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Die Schrägverglasung sei aber auch als Reminiszenz an die vielen Glashäuser zu verstehen, die sich vor rund hundert Jahren in diesem Gebiet des 3. Bezirks befunden hätten, erzählt Geschäftsführerin Laura Gaffron.

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Für die Schlafzimmer gilt: Hell und ruhig. Absolutes "Don't" laut Feng Shui-Regeln sind etwa Fernsehapparat oder andere elektronische Geräte im Schlafzimmer, "aber wenn sich manche Bewohner den Fernseher und die Stereoanlage ins Schlafzimmer stellen, kann man natürlich auch nichts machen." Dass das Haus zum allergrößten Teil wechselnde Bewohner hat (eine Etage wurde schon bei der Planung an eine Bekannte des Besitzers verkauft) wirkte sich auf die Feng Shui-mäßige Gestaltung des Hauses ohnehin dahingehend aus, dass diese sehr allgemein gehalten werden musste - "schließlich sollen sich hier alle wohlfühlen".

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka

Das Apartmenthaus wird heute etwa von Künstlern, Filmschaffenden oder auch Geschäftsleuten, die meist für mehrere Monate oder sogar Jahre beruflich in Wien verweilen, gerne als Unterkunft genützt. (map)

Links:
Apartmenthaus Salmgasse

www.powerfenghui.at (Riccarda Larcher)

Feng Shui (Wikipedia.org)

Foto: Appartementhaus Salmgasse/Schimka