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Foto: REUTERS/Herwig Prammer

Wien - Bei der Retrospektive "Alfons Walde" sind rund 130 Arbeiten des Tiroler Malers (1891 - 1958) zu sehen, darunter die berühmten Bilder von Winterlandschaften und bäuerlichem Ambiente und auch weniger bekannte Stillleben und Aktporträts (17. 3. bis 19. 6.).

Walde selbst fertigte viele Repliken seiner Sujets an, die schon damals zu Zeiten des aufblühenden Wintersports in Kitzbühel begehrt waren. Trotz dieser Repliken, die den Kunstmarkt eine Zeit lang überschwemmten, erreichten seine Genre-Bilder in den letzten Jahren Spitzenpreise. Auch kunsthistorisch ist Walde längst angemessen bewertet, und vor allem seine Darstellungen von Schnee in der hochalpinen Bergwelt des Tiroler Unterlandes gelten als einzigartig.

Unterländer

Kurator Gert Ammann, bis 2005 Direktor des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, wies auf die "positive Mentalität des Unterländers Walde, eher dem bayrischen verwandt" hin, die für ihn im Werk des Malers zum Ausdruck käme. Doch vor dem bekannten expressionistischen Walde habe es eine frühe Phase gegeben, in der die Wiener Größen Gustav Klimt und Egon Schiele den Tiroler beeinflusst haben, so Ammann. In der Ausstellung ist etwa das Bild "Grabkreuze" von 1912 zu sehen, das in seiner pointillistischen Gestaltung an Landschaftsbilder Klimts erinnert.

Interessant ist weiters ein Aquarell Waldes von 1914, das ein Porträt Schieles darstellt. In der Schau gegenüber gestellt wird zudem Waldes Darstellung der Stadt Kitzbühel von 1920 mit Schieles "Der Häuserbogen, Inselstadt" von 1915. Auch Waldes Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Wien schlug sich nach Meinung Ammanns in seinem Stil nieder. Zu den Frühwerken gehören auch soldatische Genre-Bilder, die während des Ersten Weltkrieges entstanden. Walde wurde nach seiner Ausbildung als Einjährig-Freiwilliger ab 1917 Kaiserschützenleutnant, doch im Gesamtwerk erreichen diese Arbeiten nicht die Expressivität und Tiefe des Osttirolers Albin Egger-Lienz.

Kitzbühel

Den größten Stellenwert in seinem Werk nimmt der Schauplatz Kitzbühel ein, den er nach seiner Rückkehr aus Wien kaum mehr verließ. Dem Jetset-Ort Kitzbühel wird auch ein eigener Raum im Leopoldmuseum gewidmet, in dem Fotos und ein Film von 1921 gezeigt werden. Weiters zu sehen sind etwa das berühmte "Gasslrennen" (1913) oder die dynamische Skifahrerdarstellung "Kristiania" (1925). In den 30er Jahren war Walde längst international geschätzt und reproduzierte seine Werke mehrfach, etwa das "Auracher Kirchl", das es heute in hoher Auflage gibt.

Dennoch legte er auch in seinen Repliken Wert auf höchstes malerisches Niveau und musste sich bereits damals mit Fälschern auseinandersetzen. Bis heute existieren solche Fälschungen am Kunstmarkt, die bisweilen auch Experten zweifeln lassen. Walde gestaltete auch zahlreiche Werbeplakate für Tirol, für die er Sujets aus seinen Bildern verwendete. Selten in Ausstellungen gezeigt werden untypische Walde-Bilder aus seiner frühen Zeit, wie Blumensujets oder weibliche Akte, die von Klimts Frauendarstellungen inspiriert sind. Im Leopoldmuseum werden einige badende Frauen und ähnliche Blätter präsentiert, die belegen, dass Walde dem Sujet Erotik durchaus einiges abgewinnen konnte. Im Gegensatz zu seiner Familie, die laut Kurator Ammann diese Seite Waldes jahrelang "unter dem Tisch lassen wollte". (APA)