Vittorio Capovilla, Geburtstagkind.

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Die jüngste Auszeichnung für Capovilla: Wolfram Ortner überreicht den World-Spitits-Award.

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Die Welt der Schnapskenner ist ja relativ klein. Wenn man aber „die“ Grappa – wie’s auf gut italienisch-feminin heißt – da mit einbezieht, wird sie schon etwas größer. Aber sowohl in der kleinen wie auch der etwas größeren Welt ist der Name Capovilla ein Begriff. Und das im positivsten Sinn des Wortes. Schließlich ist Vittorio – bzw. Gianni, wie er in seinen Freundeskreisen rund um Bassano del Grappa gerufen wird – ein echter Gentleman mit britischer Noblesse, gepaart mit der sonnig-humorvollen Herzlichkeit des geborenen Veneters (klingt zwar etwas eigen, aber wie sonst werden die Bewohner des Veneto genannt?).

Capovilla, so heißt es, ist der „König der Grappe“. Ein Titel, der zwar auch eine kleine Bürde ist, wenn man die ganze italienische Landschaft und die Hunderte von Grappaproduzenten hernimmt, der aber dennoch seine Berechtigung hat. Nicht nur ist der Monte Grappa sein Hausberg (Capovilla wurde im kleinen Städtchen Crespano del Grappa, das mit einem schönen venezianischen Campanile aufwarten kann, geboren und lebt und arbeitet jetzt in Rosá nächst Bassano), auch und vor allem sind es seine Destillate aus den Trebern, die ihm diesen Titel angedeihen ließen.

Sortenreine Grappe...

In der neuen Brennerei in Rosá hat sich Capovilla eine eigene Brennanlage aufgestellt, in der ausschließlich die Trebern von ausgesuchten Trauben gebrannt werden. Sortenrein, versteht sich, wie etwa die Grappa aus Barolo-Trebern, oder ein Moscato Giallo oder einer aus Amarone. Daneben, besser gesagt: zusätzlich brennt Vittorio „Gianni“ auch noch Extra-Abfüllungen für Luigi Veronelli und das bemerkenswerte Weingut von Marchiopolo.

Veronelli himself, der große Gourmetpapst Italiens, ist auf Capovilla aber über dessen Fruchtbrände aufmerksam geworden: „Reine Frucht“, sagt Veronelli, „frei von allen Fremdstoffen, klar und tief wie die Seele der Madonna von Asolo, sind die Brände von Capovilla – das sind magische Essenzen aus den Früchten des Landes.“

...und ein Rhum Agricole

Wo so viel Lob und Anerkennung sind, sind auch neue Aufgaben nicht weit. Neue Herausforderungen warten jetzt auf Capovilla. Weil: von Pensionsalter ist weit und breit nichts zu sehen. Im Gegenteil. Man bricht auf zu neuen Ufern, und die liegen in den warmen und schönen Gefilden der Karibik. Exakt auf dem kleinen, fast runden Eiland von Marie-Galante. Dort entsteht gerade eine neue Destillerie, die von drei Männern in partnerschaftlicher Arbeitsteilung errichtet wird: vom landeskundigen Dominique Thiery, der die Destillerie Bielle in Guadeloupe betreibt, vom italienischen Genussimporteur V.E.L.I.E.R. aus Genua, und vom Brennmeister Capovilla.

Was dabei herauskommt, liegt klar auf der Hand: ein Rhum der neuen Art, zwar klassisch nach der Methode „Agricole“ aus dem Saft von Zuckerrohr gebrannt, aber nicht ganz so klassisch in feiner handwerklicher Arbeit gepresst und von der Hand des Brenn-Meisters doppelt destilliert.

Schöne Aussichten...

So startet Capovilla also in sein nächstes, das siebte, Jahrzehnt. Wir freuen uns mit ihm und wir wünschen „Alles Gute“. Nicht nur zum Geburtstag, sondern gleichzeitig auch zur neuen Aufgabe. Die Capovilla, den zwar ruhigen, aber ständig suchenden klaren Geist aus dem Veneto, schon jetzt mit viel Vorfreude erfüllt. Mich persönlich übrigens auch, denn ich habe dann auch eine neue Aufgabe: Irgendwann in den nächsten saukalten Wintern die Alpen zu fliehen und in Marie-Galante Capovilla beim Rhum-Machen zuzuschauen. Schöne Aussichten...