Washington/Alexandria - Der Terrorprozess gegen Zacarias
Moussaoui in den USA geht trotz schwerer Verstöße der Anklage gegen
die Prozessordnung weiter. Richterin Leonie Brinkema entschied am
Dienstag in Alexandria bei Washington, den Prozess nicht platzen zu
lassen, und erlaubte der Anklage, weiter die Todesstrafe zu fordern.
Allerdings strich sie sieben Zeugen von der Liste, nachdem ans Licht
gekommen war, dass eine Regierungsanwältin ihnen illegalerweise
Prozessmaterial zugemailt und damit versucht hatte, sie zu
beeinflussen. Die Anklage prüft nun bis zur Fortsetzung des Prozesses
am kommenden Montag, Einspruch dagegen einzulegen.
"Ich glaube nicht, dass es in der Kriminalrechtsgeschichte je
einen Fall gegeben hat mit so vielen bedeutenden Problemen", sagte
Brinkema, nach Angaben von Gerichtsreportern sichtlich verärgert.
Der Franzose ist der einzige, der im Zusammenhang mit den
Terroranschlägen vom 11. September 2001 in den USA angeklagt ist.
Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft wusste er von der
Verschwörung und hätte die Anschläge verhindern können. Die Zeugen,
die Brinkema jetzt vom Verfahren ausschloss, arbeiten für die
Transportsicherheitsbehörde. Sie sollten die Geschworenen überzeugen,
dass die Behörden die Anschläge tatsächlich hätten verhindern können,
wenn Moussaoui entsprechende Hinweise gegeben hätte.
Moussaoui hat sich zwar als Al-Kaida-Mitglied und der Verschwörung
zu Terroranschlägen schuldig bekannt, hatte aber nach eigenen Angaben
keine konkrete Kenntnis von den geplanten Anschlägen des 11.
Septembers 2001. In dem Prozess geht es auf Grund des
Schuldbekenntnisses nur noch um das Strafmaß. Eine lebenslange
Haftstrafe ist ihm bereits sicher. (APA/dpa)