Aufgewachsen ist sie in San Francisco als Tochter schweizerischer Blumenkinder. Mit denen sie in den 70ern nach Oberwallis remigrierte, dergestalt die Hippie-Kommune mit einer nicht weniger schrägen Gebirgstrachtenkulisse tauschend. Wer so sozialisiert wird, muss sich wohl ein Ventil suchen, um Dampf abzulassen: Erika Stucky fand dieses in einer multistilistischen, immer wieder ins Theatralisch- Anarchische ausfransenden Vokalperformerschaft, mit der die mittlerweile 44-Jährige in den letzten Jahren zum Shootingstar avancierte. "Lovebites" nannte sich eine anregende Sammlung gefährlicher Liebesbekundungen (2003), auf "Princess" (2005, beide: Traumton/ Hoanzl) stellte Stucky trendgemäß Prince, Kurt Cobain und Michael Jackson in den Blasmusik mit Jazz und Elektronik fusionierenden Band-Kontext. Apropos Blasmusik: Im neuen Programm "Low Life" umgibt sich Stucky einzig und allein mit zwei blechernen Tieftönern: Tuba (Jon Sass) und Sousaphon (Matt Perrine). Sie selbst wird sich natürlich wieder mit einer Super-8- Kamera bewaffnen. (felb/ DER STANDARD, Printausgabe, 15.03.2006)