Klagenfurt - Der orange Stadtrat Mario Canori geht. Sein Nachfolger im Klagenfurter Rathaus soll Wirtschaftskammervizepräsident Albert Gunzer werden. Er übernimmt Canoris verbliebene Ressorts Kultur und Müllabfuhr. Das wurde zumindest am Montag im BZÖ-Landesparteivorstand beschlossen. Er habe einfach keine politische Gestaltungsmöglichkeiten mehr gesehen, lautet die offizielle Begründung für Canoris Abgang.

Ob Gunzer allerdings tatsächlich in den Stadtsenat einziehen kann, steht noch nicht fest. Denn Mario Canori soll sich weigern, sein Gemeinderatsmandat an Gunzer abzutreten. Und auch der orange Gustav Posseger, der zum Verzicht seines Mandats aufgefordert wurde, will angeblich ebenfalls nicht weichen. BZÖ-Stadtparteichef Christian Scheider bestätigt, dass noch gar nix fix ist. "Wir müssen in Klagenfurt erst darüber reden. Gunzer wurde erst einmal im Landesparteivorstand designiert." Aber er sehe "eigentlich kein Problem".

Canori hat nicht nur mit seinem orangen Stadtratskollegen Christian Scheider heftig rivalisiert, er war auch einer der Hauptgründe für das Platzen der langjährigen schwarz-blau-orangen Klagenfurter Rathaus-Koalition gewesen.

Canori und ÖVP Bürgermeister Harald Scheucher konnten eigentlich nie miteinander. Selbstdarsteller Canori, dem die ÖVP auch den Ersten Vizebürgermeister zugestand, hatte als Wirtschafts- und Planungsreferent immer wieder Prestigeprojekte Scheuchers torpediert - meist im Auftrag von BZÖ-Chef Landeshauptmann Jörg Haider. Der Dauerkampf der beiden Streithähne erreichte schließlich im erbitterten Streit um den Bau des Klagenfurter Fußball-EM-Stadions, bei dem sich Canori auf Haiders Seite stellte, seinen Höhepunkt. Scheucher ließ im Vorjahr die schwarz-orange Stadtkoalition platzen.

Neue Achse

Nach dem Bruch der orange-roten Koalition auf Landesebene ist Landeshauptmann Haider im freien Spiel der Kräfte auf die ÖVP angewiesen. Mit Wirtschaftskämmerer Gunzer soll die unter Canori zertrümmerte Klagenfurter ÖVP-BZÖ Achse wieder hergestellt werden. Gunzer ließ bereits durchklingen, dass er "Dynamik" in Scheuchers Lieblingsprojekt "Konferenzzentrum" bringen wolle.

Auch die Klagenfurter orange Bruchlinie wurde mit dem Abgang Canoris "bereinigt". BZÖ-Stadtparteichef Christian Scheider zeigte sich jedenfalls "erfreut" über Gunzer, der sein Landtagsmandat zugunsten des Maria Wörther Bürgermeisters Adolf Stark zurücklegt. Mario Canori könnte auf Landesebene Haider-Stellvertreter Martin Strutz beerben, der auf den Sessel von Landtagspräsident Jörg Freunschlag weggelobt werden soll. Doch das wurde wegen der anstehenden Nationalratswahl vorerst auf Eis gelegt. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 15.3.2006)