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Marko Milosevic, anmaßender Sohn eines verstoßenen Vaters.

Foto: AP/Misha Japaridze
"Ich werde meine abstehenden Ohren operieren lassen", sagte Marko Milosevic. "Quatsch", widersprach Papa Slobodan - zuerst ärgerlich, dann liebevoll: "Du siehst auch so gut aus. Außerdem kommt es nicht auf das Aussehen, sondern auf die Persönlichkeit an." Dieses Gespräch zwischen dem Präsidenten Serbiens und seinem Sprössling soll der kroatische Geheimdienst vor rund zehn Jahren abgehört haben.

Die menschlichen Züge der Familie Milosevic bekamen Serbiens Bürger allerdings selten mit. Markos Name wurde mit Mord und Totschlag, Zigaretten- und Benzinschmuggel, Einschüchterung und Erpressung in Zusammenhang gebracht. Wenn es für den Buben brenzlig wurde, griff der Geheimdienst des allmächtigen Vaters ein. Als Markos viel älterer Mentor und Geschäftspartner Vladan Kovacevic, genannt Tref, 1997 umgebracht wurde, tauchte Marko in Griechenland unter. Später übernahm er die gemeinsame Kette von Dutyfreeshops.

Schon als 20-Jähriger soll er Millionär gewesen sein. Der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) fand heraus, dass Vater und Sohn Milosevic ein "dreistelliges Millionen-Dollar-Vermögen" ins Ausland geschafft haben.

Während die verarmten Bürger im international isolierten Serbien vor leeren Geschäften und bankrotten Banken Schlange standen, Studenten gegen das Milosevic-Regime demonstrierten und brutal von der Polizei verprügelt wurden, sagte Markos Mama Mira Markovic im staatlichen Fernsehen: "Anstatt sich auf der Straße herumzutreiben, sollte sich die serbische Jugend ein Beispiel an meinem Sohn nehmen, wie man es durch Fleiß und mühsame Arbeit zu etwas bringen kann."

Während der Luftangriffe der Nato eröffnete Marko in Pozarevac, der Geburtsstadt seiner Eltern, "Bambiland", einen Vergnügungspark für Kinder - und für Erwachsene die luxuriös ausgestattete Disco "Madonna". Sein kurz geschorenes Haar ließ sich Marko blond färben. Stolz war er auf sein Geschick als Rallyefahrer. Deshalb raste er auch durch die Straßen Belgrads und fuhr unzählige teure Schlitten schrottreif. Weil die Mama um seine Sicherheit besorgt war, schloss die Polizei Teile einer Autobahn, damit der Sohn üben konnte.

Nach der Wende in Serbien wurde gegen Marko Anklage erhoben, weil er ein Mitglied der Opposition zuerst mithilfe seiner Leibwächter verprügelt und dann mit einer Motorsäge bedroht haben soll. Der Haftbefehl wurde später unter mysteriösen Umständen aufgehoben. Nach dem politischen Absturz seines Vaters setzte er sich nach Moskau ab, wo sein Onkel, ehemaliger Botschafter Jugoslawiens, lebt. Zurück ließ der heute 32-Jährige ein uneheliches Kind und drohte, sich eines Tages in Serbien zu rächen. (Andrej Ivanji/DER STANDARD, Printausgabe, 15.3.2006)