Sydney - Ein 15 Jahre alter Schüler aus Australien will als jüngster Mensch den höchsten Berg der Erde bezwingen. Chris Harris aus Sydney kündigte am Dienstag in seiner Heimatstadt an, dass er gemeinsam mit seinem Vater Richard im April zum 8.848 Meter hohen Mount Everest aufbrechen will. Sollte Chris Harris Anfang Mai das Gipfelkreuz erreichen, wäre er mit 15 Jahren und sechs Monaten der jüngste Bezwinger des Bergriesen im Himalaya.

Will von Tibet aus starten

Den Rekord hält bisher Ming Kipa, eine Sherpa, die 2003 bei ihrem Gipfelsieg 15 Jahre und neun Monate alt war. Ming Kipa hatte den 16 Jahre alten Temba Chiri als Rekordhalter abgelöst, der sein Gipfelglück teuer bezahlen musste. Er verlor 2001 auf dem Mount Everest mehrere Finger durch Erfrierungen. Da die Regierung in Nepal einen Aufstieg in die Todeszone für Jugendliche unter 16 Jahren verboten hat, wird Chris Harris mit seinem Vater die Route von Tibet, im Norden des Mount Everest, wählen.

"Ich habe ein bisschen Angst, aber ich bin 100-prozentig bereit", sagte Chris Harris am Dienstag. "Es wird fantastisch sein, den Gipfel zu erreichen, an Eisklippen zu hängen und den Ausblick zu genießen." Auch sein Vater gab sich vor dem Grenzgang zwischen Leben und Tod optimistisch. "Natürlich macht man sich immer Sorgen. Aber wenn es Zweifel gibt, können wir nur eins tun: zurückkehren", sagte Richard Harris der australischen Nachrichtenagentur AAP.

War schon auf Kilimandscharo

Der 15-jährige Chris Harris soll ein erfahrener Bergsteiger sein. Nach eigenen Angaben stand er bereits auf dem höchsten Berg Afrikas (Kilimandscharo/5.895 Meter), auf dem höchsten Berg Amerikas (Aconcagua/6.963 Meter) und auf dem 5.642 Meter hohen Elbrus, dem höchsten Berg im Kaukasus.

Der Mount Everest wurde erstmals am 29. Mai 1953 vom Neuseeländer Sir Edmund Hillary und dem Sherpa Tensing Norgay bezwungen. Dem Südtiroler Reinhold Messner und Peter Haberer gelang 1978 eine Besteigung ohne künstlichen Sauerstoff. In den Achtzigern setzte eine zunehmende Kommerzialisierung am "Dach der Welt" ein. Immer mehr unerfahrene Alpinisten wollten sich mit Hilfe gut bezahlter Bergführer auf den Gipfel bringen lassen.

Seit der Erstbesteigung haben nach Angaben des Nepalesischen Bergsteiger-Vereinigung (NMA) 1.200 Menschen aus 64 Ländern den Gipfel erreicht. Mindestens 186 Menschen sollen seit 1922 in Eis und Schnee ums Leben gekommen sein. (APA/dpa)