Jetzt soll ein Deutscher den olympischen Karren flottkriegen: Der 1944 in Berchtesgaden geborene Sportmanager Fedor Radmann wird mit Anfang April die Olympiagesellschaft übernehmen.
Keine Ausschreibung
Die zahlreichen Kritiker der inzwischen dritten Olympia- Kandidatur der Mozartstadt werden es Radmann nicht leicht machen. Ein erster Vorgeschmack ist die Kritik an der Art seiner Nominierung durch Bürgermeister Heinz Schaden (SP). Der Job nämlich hätte laut Stellenbestellungsgesetz ausgeschrieben werden müssen, heißt es von Bürgerliste und Freiheitlichen. "Gefahr im Verzug" rechtfertigte sich Schaden gegenüber Lokalmedien. Er habe als Aufsichtsratsvorsitzender die Olympiagesellschaft nicht zwei Monate ohne Führung lassen können. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet im Juni, welche Bewerber den Status "Candidate City" erhalten. Neben Salzburg gelten Pyeongchang und das russische Sotschi als aussichtsreiche Bewerber.
Viele Kontakte, viel Kungelei?
Radmann, der am Dienstag offiziell vorgestellt werden soll, ist in der Sportwelt kein unbeschriebenes Blatt. Er gilt als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer und ist wesentlich an der Organisation der Fußball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland beteiligt. Laut Siegfried Kämmerer von der Olympia-Gesellschaft wird Radmann bis zur WM "eine Doppelfunktion" ausüben. Noch diese Woche etwa wird er in Sachen Fußball- Weltmeisterschaft nach Australien reisen.
Die Salzburger setzen vor allem auf die zahlreichen Kontakte des Sportlobbyisten, der schon 1972 im Organisationskomitee der Spiele von München war. Radmanns Form der Sportdiplomatie bietet dabei jedoch auch Angriffsflächen. Immer wieder tauchten in den Medien Geschichten über geheime Nebenabsprachen mit Medienunternehmen und Ausrüstungsfirmen auf. Letztlich musste er dann sogar den Job als Vize-Präsident des WM-Organisationskomitees sein lassen und sich mit einem Beraterstatus begnügen. Radmann entstamme "der Wiege der Wertwelt von Gefallen und Gegengefallen, von Kungelei und maximalem Profit", schreibt die deutsche Zeitung Die Welt ganz unverblümt. (Thomas Neuhold - DER STANDARD PRINTAUSGABE 14.3. 2006)