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Fedor Radmann (links im Bild bei einer Brotzeit mit FIFA-Präsident Sepp Blatter und Kaiser Franz Beckenbauer) will bis zur Fußball-WM "eine Doppelfunktion" ausüben.

Foto: Reuters/Müller
Salzburg – Irgendwie läuft Salzburgs olympischer Motor einfach nicht rund. Nach der Abstimmungsniederlage gegen das kanadische Vancouver und Pyeongchang (Korea) bei der Bewerbung um die Austragung der Winterspiele 2010 folgten zermürbende Diskussionen um die Nachvollziehbarkeit der eingesetzten Steuermittel. Die Bürgerbefragung zur Bewerbung für die Spiele 2014 vor rund einem Jahr konnten die Olympiawerber am Land zwar‑ für sich entscheiden, in der potenziellen Gastgeberstadt Salzburg votierten aber mehr als 60 Prozent mit Nein. Dann kam die Dopingaffäre von Turin und in Folge nach nur vier monatiger Tätigkeit der Rücktritt Anton Schuttis, des Geschäftsführers der Bewerbungsgesellschaft. Er war von nationalen wie internationalen Medien in die Nähe des Skandals gerückt worden.

Jetzt soll ein Deutscher den olympischen Karren flottkriegen: Der 1944 in Berchtesgaden geborene Sportmanager Fedor Radmann wird mit Anfang April die Olympiagesellschaft übernehmen.

Keine Ausschreibung

Die zahlreichen Kritiker der inzwischen dritten Olympia- Kandidatur der Mozartstadt werden es Radmann nicht leicht machen. Ein erster Vorgeschmack ist die Kritik an der Art seiner Nominierung durch Bürgermeister Heinz Schaden (SP). Der Job nämlich hätte laut Stellenbestellungsgesetz ausgeschrieben werden müssen, heißt es von Bürgerliste und Freiheitlichen. "Gefahr im Verzug" rechtfertigte sich Schaden gegenüber Lokalmedien. Er habe als Aufsichtsratsvorsitzender die Olympiagesellschaft nicht zwei Monate ohne Führung lassen können. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet im Juni, welche Bewerber den Status "Candidate City" erhalten. Neben Salzburg gelten Pyeongchang und das russische Sotschi als aussichtsreiche Bewerber.

Viele Kontakte, viel Kungelei?

Radmann, der am Dienstag offiziell vorgestellt werden soll, ist in der Sportwelt kein unbeschriebenes Blatt. Er gilt als enger Vertrauter von Franz Beckenbauer und ist wesentlich an der Organisation der Fußball-WM-Endrunde 2006 in Deutschland beteiligt. Laut Siegfried Kämmerer von der Olympia-Gesellschaft wird Radmann bis zur WM "eine Doppelfunktion" ausüben. Noch diese Woche etwa wird er in Sachen Fußball- Weltmeisterschaft nach Australien reisen.

Die Salzburger setzen vor allem auf die zahlreichen Kontakte des Sportlobbyisten, der schon 1972 im Organisationskomitee der Spiele von München war. Radmanns Form der Sportdiplomatie bietet dabei jedoch auch Angriffsflächen. Immer wieder tauchten in den Medien Geschichten über geheime Nebenabsprachen mit Medienunternehmen und Ausrüstungsfirmen auf. Letztlich musste er dann sogar den Job als Vize-Präsident des WM-Organisationskomitees sein lassen und sich mit einem Beraterstatus begnügen. Radmann entstamme "der Wiege der Wertwelt von Gefallen und Gegengefallen, von Kungelei und maximalem Profit", schreibt die deutsche Zeitung Die Welt ganz unverblümt. (Thomas Neuhold - DER STANDARD PRINTAUSGABE 14.3. 2006)