Die Kosten für die Umsetzung bezeichnete der Wirtschaftsanwalt aber als "sehr hoch", der langfristige Erfolg von Basel II werde daran zu messen sein. Eine kanadische Bank habe ihre Kosten auf 10 Basispunkte der Bilanzsumme geschätzt. In Österreich dürfte die Dimension aber nicht so hoch sein, meinte Jergitsch.
Strukturkonservierung
Durch die neuen Vorschriften für die Eigenmittelunterlegung von Unternehmenskrediten dürfte es zu einer "Strukturkonservierung" kommen. Bereits starke Unternehmen würden auf Grund ihrer besseren Wettbewerbsposition auch ein besseres Rating und damit bessere Kreditbedingungen bekommen. Das wiederum könnte zu einem weiteren Wettbewerbsvorteil führen. Als wichtige "Sekundärfolgen" von Basel II sieht Jergitsch das verbesserte Risikobewusstsein bei den Banken und die nachhaltige Verbesserung der Corporate Governance bei den Unternehmen.
Für die Expansionsbestrebungen der österreichischen Banken in Richtung Osteuropa stelle die Einführung der neuen Eigenmittelunterlegung "keine Zäsur" dar, meinte Jergitsch. Bereits jetzt würde die Eigenmittelknappheit das Verhalten der Banken steuern.
Vorteil für US-Banken durch spätere Einführung möglich
Dagegen könnte sich für die rund 20 international tätigen US-Banken, die Basel II per 2008 ein Jahr später als die EU-Banken einführen, in diesem Zeitraum ein Wettbewerbsvorteil auf den internationalen Kreditmärkten ergeben, so Jergitsch. Die US-Banken könnten sich aktuell die Einführungskosten ersparen und möglicherweise in diesem Zeitraum ihrer internationale Geschäftstätigkeit stärker als die europäischen Banken ausweiten.
Ob es dadurch längerfristig zu einem Vor- oder Nachteil kommt, stehe aber im Raum, da spätestens ab 2008 auch ihr Kreditportfolio an die neuen Vorschriften angepasst werden müsste. Falls sie dann über zu viele schlecht bewertete Kredite verfügten, müssten sie diese wieder abbauen. Kein Problem sei die Beschränkung auf die 20 größten US-Banken, da nur diese im internationalen Wettbewerb stünden. Die EU-Kommission gehe jedenfalls davon aus, dass Basel II zu einer marginalen Entlastung bei den Eigenmitteln der Banken führen wird, was sich positiv auf ihrer Geschäftsausweitung auswirken würde.
Endgültiger Entwurf
Der endgültige österreichische Entwurf für die notwendigen Richtlinien und Gesetzesänderungen soll in der ersten Hälfte 2006 veröffentlicht werden. Im derzeitigen Entwurf werde viel auf die Ebene der Finanzmarktaufsicht (FMA) verschoben. Inhaltlich falle auf, dass nichts über die EU-Richtlinie hinaus gemacht werde, so Jergitsch.