Am Montag demonstrierten die Professoren Walter Koller vom Hygieneinstitut des AKH Wien und Helmut Mittermayer vom Linzer Krankenhaus der Elisabethinen die Anwendung. Individuelle Hygiene wie Händewaschen und die Benützung von Einmal-Taschentüchern sei "Aufgabe jedes einzelnen Staatsbürgers", sagte Koller, während Mittermayer sich nach einem strengen System die Hände desinfizierte. Einen Teil der Präsentation absolvierten die Professoren hinter ihren Schutzmasken verschanzt.
17 Prozent der Bevölkerung sind in diesem Winter gegen Grippe geimpft; mehr Impfstoff gab es nicht. In einem normalen Jahr erkranken 380.000 Österreicher an Grippe, rechnete Koller vor. Davon müssten 4500 ins Spital. Bei einer etwaigen Pandemie, die beide Professoren als unmittelbar bevorstehende Bedrohung darstellten, könnten viel mehr Menschen an einem neuen Grippetyp erkranken und auch sterben.
Krankenpflege
Genau dann käme das Hygiene-Kit ins Spiel, das in "normalen" Zeiten nur zu Hause benützt werden soll; zum Beispiel, wenn man einen grippekranken Verwandten pflegt. Koller und Mittermayer wollten für den Ernstfall zwar nicht ausdrücklich Atemschutzmasken in Bus und Bahn anmahnen; sie gehen aber von einer bis zu 80 Prozent niedrigeren Ansteckungsgefahr aus.
Das Kit sei am nationalen Pandemieplan orientiert und habe im Gesundheitsministerium "gefallen", sagte Mittermayer. Ministeriumssprecher Christoph Hörhan dagegen nennt das Paket "nicht unbedingt notwendig": "Ein Desinfektionsmittel bekommt man im Drogeriemarkt vermutlich billiger." Dem Ministerium sei das Kit "zur Kenntnis gebracht" worden, empfehlen wolle man es nicht.
Die Präsentation fiel zwar nur zufällig mit der grassierenden Vogelgrippe zusammen, und Koller und Mittermayer erwähnten die Tierseuche vorerst nicht. Nach ihrem Hinweis auf die Spanische Grippe, die aus einer Geflügelpest hervorging und 1919 mehr als 30 Millionen Menschen tötete, keimte im Konferenzraum jedoch Unruhe auf.