Wien - Weil er in einer Drogerie in Wien-Mariahilf fünf Parfüm-Flacons im Gesamtwert von 102,5 Euro mitgehen hatte lassen, ist am Montag ein 26-jähriger Georgier im Straflandesgericht zu 15 Monaten unbedingter Haft verurteilt worden. Außerdem wurden dem Asylwerber, der im Vorjahr schon ein Mal beim Diebstahl einer Parfümflasche erwischt worden war, die damals auf Bewährung verhängten acht Monate widerrufen, so dass er nun insgesamt 23 Monate absitzen muss.

Der Mann, der Anfang 2005 in Österreich gestrandet war, lebte in einem Heim der Evangelischen Diakonie. Er erhielt dort täglich eine Mahlzeit, pro Monat 40 Euro Taschengeld und zwei Mal jährlich neue Kleidung. Einer Arbeit durfte er gemäß der gesetzlichen Bestimmungen jedenfalls offiziell nicht nachgehen.

Im März des Vorjahrs wurde der junge Mann erstmals beim Stehlen ertappt. Er gab schon damals nicht zu, dass er das Parfüm weiter verkaufen hätte wollen, um damit seine triste finanzielle Lage aufzubessern. Er behauptete, er habe es verschenken wollen.

Polizei in Zivil

Dieses Mal wurden ihm zwei Polizeibeamte zum Verhängnis, die am 13. Februar auf der Mariahilfer Straße in Zivil ihren Streifendienst versahen. Ihnen war der Mann in dem Moment aufgefallen, als er ein Geschäft betrat. "Auf Grund vom Äußeren sind wir schon eher sensibilisiert auf georgische Staatsbürger", erklärte der Beamten nun in der Verhandlung.

Durch Schaufenster beobachteten sie den Verdächtigen und sahen, wie sich dieser längere Zeit im Kassenbereich aufhielt. "In letzter Zeit hatten wir Fälle, wo einige Georgier einfach gleich die ganze Kasse rausgerissen haben", berichtete der Polizist. Also sahen sie dem Mann weiter zu. Und verfolgten ihn einen Kilometer, nachdem er das Geschäft wieder verlassen hatte, wobei er den Verdacht, in kriminellen Angelegenheiten unterwegs zu sein, weiter nährte. "Er hat ständig seine Sonnenbrille aufgesetzt und wieder abgenommen. Er hat ständig seine Jacke an- und ausgezogen. Offenbar, um sein Aussehen zu verändern", verriet der zweite Polizist im Zeugenstand.

Auf Verdacht angehalten

Schließlich hielten die Beamten den Verdächtigen sozusagen auf Verdacht an. Bei der Perlustrierung entdeckten sie die entwendeten Flacons. Der 26-Jährige wurde festgenommen und wegen gewerbsmäßigen Diebstahls angezeigt.

Vor Richterin Bettina Neubauer hatte der Georgier nicht mehr viel zu sagen: "Die Flaschen waren so nahe. Ich habe hingegriffen." Seine wirtschaftliche Lage führte er nicht ins Treffen: "Ich weiß nicht, warum ich es gemacht habe", blickte er verlegen zu Boden. Mit dem Urteil war er einverstanden, die Strafe ist daher rechtskräftig. (APA)