Bauträger Karl-Heinz Strauss, für das Wiener Euro Plaza mit dem Immobilien-"Cäsar" ausgezeichnet.

Foto: Strauss&Partner
STANDARD: Kürzlich haben Sie den Immobilienpreis "Cäsar" bekommen. Was bringt ein solcher Preis für Ihre Arbeit?

Karl-Heinz Strauss: Vordergründig nichts. Wir vermieten dadurch nicht mehr, aber es ist natürlich ein Motivationsschub für die Mitarbeiter – und ein Thema, das positive Publicity bringt. Außerdem erleichtern solche Preise international bei den Konzernzentralen die Argumentation, wenn unsere österreichischen Ansprechpartner ihre Entscheidungen im Headquarter vortragen.

STANDARD: Das können Sie gut gebrauchen, immerhin steht die Entscheidung über den Baubeginn einer weiteren Ausbauphase am Wienerberg an.

Strauss: Wir bauen auch weiterhin mit oder ohne Vorverwertung, so gesehen ist die Entscheidung bereits gefallen. Wir halten uns an unseren Zeitplan, und der sieht vor, dass wir im Sommer 2006 mit der bisher größten Baustufe mit 50.000 Quadratmetern Nutzfläche beginnen werden. Sie können aber beruhigt sein, wir haben dort schon jetzt 20 Prozent vermietet ...

STANDARD: ... gleichzeitig ist aber im eben fertig gestellten Bauteil mit 4000 Quadratmetern noch alles frei.

Strauss: Nicht alles, hier sind auch schon 20 Prozent an L'Oréal vermietet. Und ich bin überzeugt, dass die restlichen Flächen bis Herbst ebenfalls voll sein werden.

STANDARD: Gerade haben Sie am ehemaligen Kapsch-Gelände mehr als 90.000 Quadratmeter Büroflächen errichtet, weitere 50.000 Quadratmeter kommen im Sommer 2006 dazu. Heißt es danach "wegen Reichtums geschlossen"?

Strauss: Nein, danach werden bis 2012 die restlichen drei Baustufen mit insgesamt weiteren 50.000 Quadratmetern errichtet. Dann hätten wir noch eine Baulandreserve beim heutigen Kapsch-Trainingszentrum. Parallel zu den Bahngleisen bauen wir übrigens schon jetzt ein zusätzliches dreigeschoßiges Parkdeck – das ist aufgrund der Überplattung der Bahngleise eine spannende Sache.

STANDARD: Spannend ist auch die Zukunft der benachbarten ehemaligen Kaindl-Zentrale. Der dort eingemietete Baumax wird ja ausziehen - wäre das nicht ein Schnäppchen für Sie?

Strauss: Das Haus gehört der Immofinanz, und die hat schon klare Vorstellungen. Es gibt aber eine enge Abstimmung mit uns, weil dort etwas in Richtung Infrastruktur entstehen soll.

STANDARD: Am Markt gibt es das Gerücht, Sie wollen ein Wohnbauprojekt in der Art des Fontana-Wohnparks in Oberwaltersdorf realisieren.

Strauss: Das würde ich gerne, es fehlt uns aber an einer entsprechenden Liegenschaft. Mir schwebt ein Wohnpark in oder rund um Wien mit z.B. Zutrittskontrollen für die wachsende Zielgruppe der sicherheitsbewussten Menschen vor. Das Grundstück müsste deutlich über 10.000 Quadratmeter haben, bis dato hat sich nichts angeboten.

STANDARD: Das wäre ja nicht Ihr erstes Wohnbauprojekt.

Strauss: Wir bauen jedes Jahr ein bis zwei Wohnanlagen in Wien und Kitzbühel und errichten gemeinsam mit einem lokalen Partner derzeit auch 100 Wohnungen der mittleren Preiskategorie in Warschau. Edelrohbauten, weil die Polen gerne selber Hand anlegen.

STANDARD: Wie kamen Sie denn an diesen Auftrag?

Strauss: Wir haben dort früher kleinere Büroprojekte realisiert, wandten uns aufgrund des schwachen Marktes vorübergehend anderen Aufgaben zu. Jetzt könnte aber auch der Büromarkt in Polen bald wieder anziehen ...

STANDARD: ... wie in Deutschland, wo sich zurzeit ja halb Österreich als Investor trifft?

Strauss: Richtig. Es gibt derzeit ein historisches Investmentfenster, das sich aber bald schließen wird. Wir suchen momentan Büro- und Gewerbeobjekte mittlerer Größe in Deutschland. Fixiert haben wir schon eine Partnerschaft mit IBM, mit der wir gemeinsam Rechenzentren realisieren und vermieten. Ein ähnliches Projekt haben wir ja auch in Vorarlberg. Außerdem überlegen wir in Deutschland die Entwicklung von Pflegeheimen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11./12.3.2006)