Stendal - Nach dem Fund von drei Babyleichen in Sachsen-Anhalt in Deutschland wird die 36-jährige Mutter als "geistig verwirrt" eingestuft. Das teilte die Leitende Oberstaatsanwältin Uta Wilkmann am Montag in Stendal mit. Die Staatsanwaltschaft habe die vorläufige Unterbringung der Frau wegen Verdachts des Totschlags in drei Fällen im Zustand verminderter Schuldfähigkeit beantragt. Wegen einer angenommenen erheblichen psychischen Störung sei die Beschuldigte stationär im Landeskrankenhaus Uchtspringe untergebracht worden.

Wie die drei Babys, die auf dem Dachboden des Einfamilienhauses in Neuendorf am Damm, zu Tode kamen, ist noch ungeklärt. Auch zum Geburtszeitpunkt und anderen Fragen habe die Frau nichts sagen können, teilte die Justizbehörde mit. Die stark verwesten Leichen waren am Samstag im Haus der Postangestellten gefunden worden, das die Familie seit 2001 bewohnt. Es sei nicht ausgeschlossen, dass die Kinder bereits vor dem Einzug geboren wurden, hieß es. Die 36-Jährige wohnte zuvor in Gardelegen.

Neugeborene

Die Obduktion hatte ergeben, dass es sich um Neugeborene handelte, um einen Buben und ein Mädchen. Das Geschlecht des dritten Kindes sei ungeklärt, weil die Leiche bereits skelettiert gewesen sei.

Ins Rollen gebracht hatte der 46-jährige Ehemann der Beschuldigten, der laut Staatsanwaltschaft seit Oktober vergangenen Jahres getrennt von seiner Ehefrau lebt. Er wollte am vergangenen Samstag den Angaben zufolge vom Dachboden des Einfamilienhauses einige persönliche Sachen abholen. Als er von einem Pappkarton die Folie lösen wollte, roch es unangenehm. Er sprach seine Frau darauf an. Wenig später beobachtete er, wie sie mit einer Tasche vom Dachboden kam und diese in eine Mülltonne warf. Er öffnete gemeinsam mit einem Bekannten die Tasche und fand "die stark verwesten menschlichen Reste", wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Mit Auto geflüchtet

Die Ehefrau hatte das aus der Ferne beobachtet und war mit ihrem Auto geflüchtet. Wenig später nahm die Polizei sie fest. Bei der anschließenden Hausdurchsuchung fanden die Beamten auf dem Dachboden zwei weitere Babyleichen.

Die Eheleute, die sich seit 1999 kennen, lebten seit Sommer 2001 in dem Einfamilienhaus in Neuendorf am Damm, wie die Oberstaatsanwältin weiter mitteilte. Die Frau hat einen heute 17-jährigen Sohn mit in die Familie gebracht; zudem gibt es einen gemeinsamen zweijährigen Sohn.

Gegen den Ehemann bestehe kein Tatverdacht. Er habe ausgesagt, von weiteren Schwangerschaften seiner Ehefrau nichts gewusst zu haben. Auch wegen des fortgeschrittenen Verwesungszustands der Leichen sei nicht ausgeschlossen, dass die Kinder bereits vor dem Einzug in das Einfamilienhaus geboren wurden. (APA/AP)