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Foto: AP/Rubra
Wien – Die Stadt Wien pflege eine "Kultur des Verheimlichens", kritisierte Susanne Jerusalem, Schulsprecherin der Grünen. 46 Schulen seien, auch vom Magistrat Wien bestätigt, in schlechtem Zustand – welche konkret betroffen sind, sei ihr weder von Bildungsstadträtin Grete Laska (SP) noch von Bezirksvorstehern genannt worden.

Recherchen

Nachdem im Februar in einer Volksschule in Wien-Leopoldstadt ein Teil der Decke auf einen Gang heruntergebrochen war, verwies die Opposition immer wieder auf die Baufälligkeit vieler Schulen. Das Schweigen der Stadtverwaltung über die Liste mit Mängeln veranlasste Jerusalem schließlich dazu, eigene Recherchen anzustellen.

Fündig wurde sie in fast allen Bezirken, 20 Schulen präsentierte sie am Freitag. Ob ,diese zu den vom Magistrat ausgeforschten 46 zählen, das sei ihr nicht bestätigt worden. Die Grünen verlangen eine Veröffentlichung der Standorte mit der Einschätzung der Magistratsabteilungen 56 (Städtische Schulverwaltung) und 34 (Bau- und Gebäudemanagement) sowie einen Zeit- und Renovierungsplan.

Prioritätenliste

Eine Veröffentlichung sei nur unnötige Panikmache und somit "unverantwortlich", heißt es hingegen aus dem Büro der Bildungsstadträtin. Schulen würden laufend auf Mängel untersucht, vor allem jene, die um die Jahrhundertwende gebaut worden seien.

"Es wird eine Prioritäten- und Mängelliste erstellt." Das bedeutet, dass Schulen mit Mängeln in die Kategorien "Priorität 1 und 2" und "Gefahr in Verzug" klassifiziert werden. Letztere werden sofort repariert – wie die Volksschule in Leopoldstadt, die nach dem Deckeneinsturz gesperrt wurde. "Priorität 1"- Schulen können mit der Reparatur bis zu den nächsten Ferien warten, bei "Priorität 2"- Schulen wird mit Sanierungsmaßnahmen bis 2007 gewartet.

In welchem desolaten Zustand sich manche Schulen befinden, bestätigten auch Eltern: "Mein Kind geht in der Schule nicht einmal aufs Klo, weil die Rohre durchgerostet sind und es stinkt," berichtet eine Mutter. Bröckelnder Verputz, kaputte Fenster oder Dächer würden Investitionen von bis zu 18 Millionen Euro erfordern, meint Jerusalem.

Stützlehrer bewilligt Mängel gibt es auch bei den Deutschkenntnissen vieler Schüler. Nach langem Warten hat das Bildungsministerium am Freitag die Aufteilung der zusätzlichen Lehrerposten für die Sprachförderung von Kindern mit nichtdeutscher Muttersprache beschlossen. Demnach erhalten Wien mit 111 Lehrern und Oberösterreich mit 86 fast zwei Drittel der insgesamt 328 Zusatzposten.

Für die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SP) ist dieses Kontingent ein Schritt in die richtige Richtung. Der Grundbedarf für die Volksschulen könne damit gedeckt werden, "für den Gesamtbedarf reicht es aber nicht". Allein im Pflichtschulbereich gibt es derzeit rund 18.000 außerordentliche Schüler, die wegen mangelhafter Sprachkenntnisse kein Zeugnis bekommen. Die Landeshauptleute hatten im Herbst des vergangenen Jahres insgesamt 700 zusätzliche Stützlehrer gefordert. Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (VP) erklärte, dass mit den 330 Posten die "Frühe Sprachförderung" in jedem Bundesland umgesetzt werden könne. (mil, kri, DER STANDARD Printausgabe, 11./12.03.2006)