„Es ist lediglich ein internes Strategiepapier mit fiktivem, aber warnendem Was-wärewenn- Szenario gewesen. Der ARBÖ ist in keinster Weise finanziell gefährdet. Die aufgezeigten Schulden, sind ja nur Schulden einiger Landesorganisationen an der Mutter in Wien“, wehrt ARBÖ-Sprecherin Lydia Ninz ab. Klub-Präsident und Kärntner SPÖ-Politiker Rudolf Schober spricht sogar von einem Überschuss im Jahre 2005 in der Höhe von 1,5 Millionen Euro. Im Klub herrscht dennoch Unmut.
"Ein Wahnsinn"
Die verkrusteten Vereinsstrukturen hätten es zugelassen, dass sich „oben“ ein „Selbstbedienungsladen“ etabliert habe. „Diese alte Struktur ist ein Wahnsinn. Man konnte sich alles im Alleingang richten. Die Herren mussten niemanden fragen“, ärgert sich ein hoher ARBÖ- Funktionär im Standard-Gespräch. In diesem Biotop konnte der mittlerweile fristlos entlassene Geschäftsführer Rudolf Hellar, der sich dagegen gerichtlich wehren wird, gute Gagen kassieren und Bonifikationen genießen, die in der Steiermark an alte Arbeiterkammer- Skandalzeiten gemahnen, in denen sich Spitzenfunktionäre über Geheimfonds ein kommodes Leben finanziert hatten.
Die Wirtschaftsprüfungsfirma Deloitte hatte Hellar unter anderem eine „Vernachlässigung der Trennung zwischen beruflicher und privater Sphäre“ sowie generösen und unkontrollierten Umgang mit ARBÖ-Gelder vorgeworfen. Die finanziell fitten Bundesländer – Burgenland, Oberund Niederösterreich und die Steiermark – wollen jetzt nicht mehr mitmachen. Sie beriefen eine außerordentliche Sitzung des Bundesgremiums ein – Ziel: Totalerneuerung. Am 18. März, tagt die starke Wiener Organisation. Sie soll für die Reform die Weichen stellen. (Walter Müller, DER STANDARD Printausgabe, 11./12.03.2006)