Sakhir - Am ersten Trainingstag der Formel-1-WM 2006 waren am Freitag in Bahrain erwartungsgemäß die Testpiloten die Fleißigsten und Schnellsten. Am Vormittag war auf dem 5,412 km langen Wüstenkurs in Sakhir der polnische F1-Neuling Robert Kubica im BMW Sauber voran, in den zweiten 60 Minuten dann der britische Honda-Testpilot Anthony Davidson, der mit 1:31,353 Min. auch die schnellste Runde des Tages fuhr.

Der Honda-Fahrer blieb damit schon am Freitag nur rund 1,2 Sekunden über der schnellsten hier jemals gefahrenen Rennrunde, obwohl die Autos heuer von rund 200 PS schwächeren V8-Motoren angetrieben werden. Fachleute hatten mit mindestens zwei bis drei Sekunden langsameren Rundenzeiten gerechnet. Es wird wohl nicht die erste falsche Experten-Prognose gewesen sein.

Diskussion über V10-Motoren

Schnellster Red-Bull-Pilot am Freitag war der Italiener Vitantonio Liuzzi, der im Toro Rosso auf 1:32,703 Min. und Platz sechs kam und damit sofort die Diskussion über den Einsatz der V10-Motoren wieder anheizte. Team-Mitbesitzer Gerhard Berger stellte aber sofort klar: "Wir hatten hier ja schon getestet und deshalb ein fertiges Setup, die meisten anderen Teams standen hingegen noch auf der Bremse. Das heutige Bild ist kein realistisches."

Auf Sparflamme fuhren die Red-Bull-Piloten. Während bei den Toros Liuzzi, Scott Speed und Testfahrer Neel Jani alleine am Nachmittag auf zusammen 70 Runden kamen, blieben Christian Klien und David Coulthard in beiden Sessionen" einstellig. "Wir sind nur drei Runs zu jeweils zwei Runden gefahren und haben nur einen Satz Reifen verwendet, weil wir die Motoren schonen und Reifen für das Qualifying sparen müssen", erklärte Klien. Der Vorarlberger war beide Male schneller als Coulthard, kam aber nicht unter 1:33,5 während Testfahrer Robert Doornbos auf 1:32,9 fuhr.

45 Runden von Wurz

Vielbeschäftigt war auch Alexander Wurz, der bei Williams die Hauptarbeit für seine Teamkollegen Mark Webber und Nico Rosberg erledigte, insgesamt 45 Runden fuhr und in beiden Sessions in den Top 3 landete. Die Tagesbestzeit für den Österreicher wurde am Ende durch eine gelbe Flagge vereitelt. Damit ist der Fahrer-Job für den Niederösterreicher in Bahrain erledigt.

Am Samstagvormittag (9:00 Uhr MEZ) steht ein weiteres Freies Training auf dem Programm, auch da werden sich die Red-Bull-Fahrer zurückhalten. "Im Qualifying allein braucht man wahrscheinlich vier Sätze Reifen und man hat nur sieben für das ganze Wochenende", erklärte Klien. Die K.O.-Qualifikation beginnt dann um 12:00 Uhr MEZ.

Probleme für Räikkönen

Ein Schockerlebnis hatte Vizeweltmeister Kimi Räikkönen. Der finnische McLaren-Mercedes-Pilot, der im Vorjahr den Titelkampf nur wegen der Seriendefekte am Auto verloren hatte, blieb schon am Freitagnachmittag mit kaputter Elektronik liegen. Teamkollege Juan Pablo Montoya befürchtet wegen mangelnder Leistung sogar bereits einen Motorwechsel und eine Rückstufung in der Startaufstellung. Auch der Toyota von Jarno Truli blieb am Nachmittag auf der Strecke. Schnell und zuverlässig waren hingegen der Renault von Weltmeister Fernando Alonso (Fünftschnellster) und der Ferrari von Michael Schumacher, der die zweitbeste Zeit fuhr.

Eine Konstante gab es aber doch. Die beiden Super Aguris übernahmen das Abo auf die Plätze in der letzten Reihe von Minardi, dessen Nachfolger Toro Rosso von der kritischen Konkurrenz bereits zum Podiumskandidaten erhoben worden ist. Gerhard Berger kann das aber nicht nachvollziehen.

Verärgerte Konkurrenz

"Zwischen der letzten Reihe und dem Podium ist ein langer Weg. Wir werden irgendwo dazwischen sein", meinte der Tiroler, den die Raunzerei der Konkurrenz schon fast ärgert. Ron Dennis etwa hat bereits Protest angekündigt, sollten sich die Toros mit den standfesten Motoren am Sonntag weit vorne platzieren. Berger dazu: "Die Frage ist, ob die V10-Regel bedeutet, dass der Motor schlechter als der schlechteste V8 sein muss, oder ob er irgendwo mitfahren können soll. Nimmt man den schlechtesten V8 als Basis, haben wir natürlich einen besseren Motor."

Chancen sieht auch Berger nur, wenn die V8-Teams wegen großer Hitze am Renntag mit den Motoren-Drehzahlen zurückgehen müssen. Diese Hoffnung scheint sich aber nicht zu erfüllen, es soll bedeckt sein und maximal 28 Grad haben. (APA)

Ergebnisse vom ersten Freien Training am Freitag in Bahrain:

1. Robert Kubica (POL)* BMW Sauber 1:32,170 Min (20 Runden)
2. Alexander Wurz (AUT)* Williams-Cosworth 0,140 Sek. (18)
3. Kimi Räikkönen (FIN) McLaren-Mercedes +1,078 (6)
4. Michael Schumacher (GER) Ferrari 1,299 (5)
5. Christian Klien (AUT) Red Bull 2,630 (6)
6. Neel Jani (SUI)* Toro Rosso 2,661 (15)
7. Juan Pablo Montoya (COL) McLaren-Mercedes (6) 2,717 (6)
9. David Coulthard (GBR) Red Bull 2,847 (4)
10. Vitantonio Liuzzi (ITA) Toro Rosso 2,913 (8)
11. Robert Doornbos (NED)* Red Bull 3,033 (15)
12. Scott Speed (USA) Toro Rosso 3,201 (7)

Ergebnisse vom zweiten Freien Training:

1. Anthony Davidson (GBR) Honda 1:31,353 Min. (28 Runden)*
2. Michael Schumacher 0,398 Sek. zurück (15)
3. Wurz 0,411 (27)*
4. Felipe Massa (BRA) Ferrari 0,822 (13)
5. Fernando Alonso (ESP) Renault 1,185 (13)
6. Liuzzi 1,350 (24)
7. Doornbos 1,573 (24)*
11. Klien 2,204 (8)
15. Jani 2,547 (24)*
16. Speed 2,931 (22)
19. Coulthard 3,079 (7)

* Freitags-Testfahrer