Wien - Der türkische Außenminister Abdullah Gül bekennt sich
im Zusammenhang mit den umstrittenen Mohammed-Karikaturen zur
Pressefreiheit, die Medien hätten jedoch kein Recht, Religionen zu
beleidigen. Viele Muslime hätten sich vom Westen gedemütigt gefühlt,
so Gül in einem Interview mit der "Zeit im Bild 3" des ORF in der
Nacht auf Freitag. Gül soll beim EU-Außenministerrat, der am Freitag
und Samstag in Salzburg stattfindet, eine Debatte über den Dialog
zwischen Kulturen und Religionen leiten.
In seinem Land sieht Gül die Meinungsfreiheit voll gewährleistet.
Kein Intellektueller oder Politiker sitze deswegen im Gefängnis. Die
Türkei sei ein muslimisches Land, aber auch eine Demokratie. In
anderen islamischen Ländern fragten sich viele, "warum haben wir das
nicht auch"?
Völkermord an den Armeniern ist "Propaganda"
Gül pries auf entsprechende Fragen die Politik seiner
Regierung gegenüber der kurdischen Minderheit, die mittlerweile über
eigene Radio- und TV-Programme, Bücher und Zeitungen verfüge. Den
Ausdruck "Völkermord an den Armeniern" wies er zurück. "Das sagen
nicht die Historiker, das ist Propaganda", so Gül. Als gegenwärtig
vordringlichstes Problem in der Türkei sieht er die Lösung der
"ungleichen und ungerechten Einkommensverteilung". (APA)