Collage: Fatih
Dabei soll unter anderem auch die weitgehend ungeschriebene "Schwarze Geschichte" Wiens und Österreichs erforscht werden.


Wien – "Das muss man sich einmal vergegenwärtigen, dass das ja Bilder sind, die Generationen von Kindern und Jugendlichen in ihr Leben mitnehmen", verdeutlicht Mozartjahr-Intendant Peter Marboe den Hintergrund zum Projekt "remapping Mozart": "Wenn etwa in der Zauberflöte Monostatos singt: Und ich sollt' die Liebe meiden, Weil ein Schwarzer hässlich ist! Ist mir denn kein Herz gegeben? Bin ich nicht von Fleisch und Blut?"

Es sind Klischees und Stereotypen des Anderen, des Fremden – "verborgene Geschichten", die in der Welt Mozarts aufgespürt und in künstlerischen Arbeiten auf die Jetztzeit projiziert werden. Im ersten Teil von "remapping Mozart" sind dies die Zauberflöte und die Entführung aus dem Serail; der "Ägypten-" und der "Türken-Stoff", das damals so beliebte "Exotische". Hier wird künstlerisch nachgespürt, welche heutige Bilder dem entsprechen und wo dies noch wirksam ist.

Klischee-Ausbruch

"Es sind Gegenentwürfe, emanzipatorische künstlerische Positionen, um aus dem Klischeebild auszubrechen", wie Araba Evelyn Johnston- Arthur, eine der fünf Kuratorinnen von "remapping Mozart" erläutert. Dies kann etwa das Video mit dem Hip Hop- Track "Let It Be Known" sein. Oder auch die Videoinstallation "Mozart ist ein Afrikaner" von Mara – jener hatte entdeckt, dass das schematische Logo zum Mozartjahr den Umrissen der Afrikakarte gleicht und dies entsprechend aufgearbeitet.

Eine zweite Ebene, die unter anderem über die Figur des Monostatos aufgearbeitet wird, ist jene der "weitgehend ungeschriebenen Schwarzen Geschichte Österreichs und Wiens", so Kuratorin Claudia Unterweger.

"oral history"

Man weiß vielleicht noch von Angelo Soliman, jenem schwarzen Zeitgenossen Mozarts, der in den besten Kreisen nicht zuletzt als Kuriosum verkehrte. Was aber zwischen Soliman und den nun in Wien lebenden Schwarzen lag, soll aufgearbeitet werden. So ist etwa der Track "Let It Be Known" das Ergebnis einer Recherche zur Schwarzen Geschichte, laut Unterweger "in der Tradition der oral history".

Darüber hinaus spannt "remapping Mozart" einen künstlerischen Bogen über die unterschiedlichsten Ethnien der Stadt hinweg. Auch das Handbuch, das unter anderem bei der Ausstellung gratis erhältlich ist, ist in vier Sprachen verfasst: Deutsch, Englisch, Türkisch, Bosnisch/ Kroatisch/Serbisch.

Was ab Freitag in der Bösendorfer Klavierfabrik zu sehen ist, läuft unter dem Titel "Wer alles zu verlieren hat, muss alles wagen!" (Pedrillo in der Entführung aus dem Serail) – und ist erst die "Konfiguration 1" des Projektes. Bis Oktober werden drei weitere "Konfigurationen" etwa im Stuwerviertel oder in der Kuffner-Sternwarte folgen. Zu den Ausstellungen gibt es eine Vielzahl an Veranstaltungen sowie drei "Interventionen".

"Remapping Mozart – Wer alles zu verlieren hat, muss alles wagen!" Bösendorfer Klavierfabrik, Graf Starhemberg-Gasse 14, bis 18. April 2006 (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10.3.2006)