Wien - Gregor Graf legt urbane Strukturen frei. Wie ein Archäologe trägt er die für den freien Blick störende Schichten am Stadtbild einfach ab. Eine zwar wenig staubige, aber trotzdem mühselige Arbeit mit dem Computer, gilt es doch, jedes Zeichen, jedes mobile Objekt und Subjekt digital aus den fotografischen Stadtansichten zu tilgen.

Foto: Gregor Graf

"Hidden Town" heißt seine 2004 in Linz begonnene Serie, die er 2006 mit Ansichten aus Warschau komplettierte. Graf geht es darum , die architektonischen und strukturellen Kennzeichen der Stadt wieder stärker ins Blickfeld zu holen: "Oft navigieren wir uns nur mehr mit Hilfe von leitenden und beschreibenden Zeichensystemen durch die Straßenzüge."

Foto: Gregor Graf

Diese Idee haben im vergangenen Jahr auch Christoph Steinbrener und Rainer Dempf im Wiener Projekt "delete!" aufgegriffen. Allerdings wurde das "Störende" nicht wirklich gelöscht oder wegretuschiert, sondern die kommerziellen Schriftsignale in der Neubaugasse kurzerhand rapsgelb verklebt, also markiert. (>>>Nachlese)

Foto: Gregor Graf

Die Stadtansichten bei Graf wirken, obwohl sich an ihrem architektonischen Gefüge nichts verändert hat, fremd und irreal. Die menschenleeren, ausgestorbenen Szenerien ohne Hinweise auf hier stattfindendes Leben, erscheinen sogar bedrohlich. Das "Wegnehmen" von Zeichen kommt bei Graf dem "Hinzufügen" atmosphärischer Qualitäten gleich.

Gregor Grafs "Hidden Town"s von Linz und Warschau sind noch bis 17. März im Instituto Cervantes in Wien ausgestellt. (kafe)

Instituto Cervantes
1., Schwarzenbergplatz 2
9 - 18 Uhr, Eintritt frei

>>>Gregor Graf

Foto: Gregor Graf