Die Unterhaltungselektronik, lange Jahre auf gesättigten Märkten in scheinbar unaufhaltsamer Abwärtsspirale gefangen, glänzt wieder auf der CeBIT. Hochauflösende (HD, High Definition) Flachbild-TV-Geräte ebenso wie Flachbildschirme für PCs sowie Kombinationen aus beidem haben Zuwachsraten, die es in anderen Bereichen schon lange nicht mehr gibt: Die Zahl der verkauften Flachbild-TV-Geräte verdoppelte sich weltweit im Vorjahr auf 20 Millionen Stück, heuer soll das Kunststück wiederholt werden - 36 Millionen Stück ist der von der Industrie erwartete Absatz.

Fußball und TV-Innovationen

Wenig überraschend ist in Deutschland wie im restlichen Europa das runde Leder der wichtigste Kaufgrund für die flachen TV-Geräte: "Fußball hat bei TV-Innovationen immer für einen Schub gesorgt", prophezeit Frank Bolten, Deutschland- und Österreich-Chef von Sharp, das die Erfindung des LCD-TV für sich in Anspruch nimmt und rund ein Fünftel Weltmarktanteil hat. Aber es gibt auch andere Kaufgründe: (Langsam) wachsende TV-Angebote und Spielkonsolen wie Microsofts Xbox 360 mit hochauflösender Grafik.

Realität und Fantasie

Zwar beflügelt Hochauflösendes die Fantasie, aber die Niederungen von PAL-Farbfernsehen sind weiterhin die Realität in den Wohnstuben, und so lassen sich die Hersteller einiges zur Verbesserung einfallen: Sharp bietet mit PALoptimal eine speziell für diese Realität zugeschnittene Technologie und hat für bunteres TV dem traditionell dreifarbigen TV-Schirm eine vierte Farbe hinzugefügt.

Weitere Neuerung

Der koreanische Hersteller LG - siehe LG erhofft "Wendepunkt" in Europa - hat sich für seine Plasma-und LCD-TV-Geräte eine weitere Neuerung einfallen lassen: integrierte Festplattenrecorder als Zeitmaschine. Dabei wird das laufende TV-Programm immer über eine Festplatte zwischengespeichert; um Live-Programme anzuhalten, drückt man die Pause-Taste auf der Fernbedienung und kann dann zeitversetzt fortsetzen ("Time Shift") - zum Bierholen während der WM-Spiele wahrscheinlich eine von Männern gesuchte Funktion. Dies ist über angeschlossene Festplattenrecorder bereits möglich, wird aber durch die Integration ins TV-Gerät wesentlich erleichtert.

DVD-Konkurrenten

Bei der nächsten Generation hochauflösender DVDs, die für eine wirkliche Nutzung von HD-TV unerlässlich ist, steigen inzwischen die Kontrahenten zweier unterschiedlicher Standards in den Ring: Panasonic präsentiert auf der CeBIT seine ersten BluRay-DVD-Geräte, und LG hat den erste BluRay-DVD-Rewriter (ein Gerät zum Abspielen und Brennen von BluRay-DVD) für PCs vorgestellt. Der Hauptproponent von BluRay, Sony, glänzt hingegen heuer bei der CeBIT durch Abwesenheit. Auf der anderen Seite des Spielfelds hat als Erster Toshiba ein Notebook mit dem Gegenformat HD-DVD vorgestellt. BluRay gilt als technisch ausgefeilter, dafür aber auch teurer; HD-DVD ist in seinen künftigen Möglichkeiten eingeschränkter, aber billiger umsetzbar.(DER STANDARD, Printausgabe vom 9.3.2006)