Harald Krassnitzer

Wien - In Zeiten, in denen vor allem einmal der Geiz geil ist, erscheinen gute Menschen nicht sonderlich sexy. Es sei denn, sie heißen Harald Krassnitzer. Und so stellte sich der Ex-Bergdoktor, der Tatort-Kommissar und künftige Winzerkönig in der Wiener Zukunftswerkstätte (ZUK) der Frage "Wie böse sind Gutmenschen?" Weil er, so ZUK-Chefin Gertraud Knoll, "perfekt die Voraussetzungen für das erfüllt, was man Gutmensch nennt".

Krassnitzer, der dafür eintritt, "dass wir in einer Gesellschaft stehen und damit auch einen Teil der Verantwortung zu übernehmen haben". Den es "irritiert, dass im Land etwas Einschläferndes ist, dass man eher bereit ist, Badehosentarzans zu bewundern, ohne auch nur annähernd das Inhaltliche anzugreifen". Krassnitzer, der durchaus zugibt, dass er "Teil der Seitenblickegesellschaft" sei, aber dabei versucht, "das auch für Charity und politische Statements zu nutzen".

Der weiße Zampano

Ein Schauspieler, der sich für Afrika engagiert, gegen die neuen Formen des Kolonialismus und der Ausbeutung auftritt - aber auch bekennt: "Je mehr ich mache, desto mehr bemerke ich, dass ich nichts machen kann. Letztlich bin ich immer nur der weiße Zampano, der nur eines kann: Geld bringen."

Kurz: Ein prominenter, ein engagierter und vor allem politischer Mensch - den man dann gleich einmal mit dem Begriff "Gutmensch" zu immunisieren sucht. Im Gegenzug war aber das eigentliche Thema des Abends "Wie böse sind Gutmenschen?" gleich zu Beginn, nach wenigen Minuten erledigt. Während sich Knoll "wahnsinnig ärgert über das Verächtlichmachen und den Zynismus, der hinter diesem Begriff steckt", meinte Krassnitzer nur: "Mich stört an dem Begriff eigentlich nur, dass er bis ins Dritte Reich zurückführt." Ansonsten aber könne er "sehr gut damit leben, weil er mich nicht von meinem Weg abbringt". (frei, DER STANDARD Printausgabe 9.3.2006)