Wien - Die Staatsanwaltschaft Turin hat zwar als Folge der so genannten Doping-Affäre bei den Olympischen Winterspielen Anklage gegen Walter Mayer erhoben, hinsichtlich der Funde verbotener Substanzen oder Gegenstände liegen aber weiter keine Fakten auf dem Tisch. Spekulationen italienischer Medien ist Tür und Tor geöffnet. In Österreich haben die ständige Disziplinarkommission des Skiverbandes (ÖSV), die schon für Freitag Befragungen von Athleten angesetzt hat, und die von Leo Wallner eingesetzte Untersuchungskommission des nationalen Olympischen Comites (ÖOC) mit ihrer Arbeit begonnen.

Die Rücktritte der Biathleten Wolfgang Perner und Wolfgang Rottmann sind in Österreich bisher die einzigen Reaktionen auf die Affäre. Der Vertrag von Langlauf-Trainer Emil Hoch läuft zu Saisonende aus "und wird auch nicht verlängert", wie ÖSV-Geschäftsführer Klaus Leistner gegenüber der APA - Austria Presse Agentur erklärte. Dieses Trio war nach der Razzia der italienischen Behörden in die Heimat gereist und vom ÖSV "wegen Verlassens des Platzes" (Präsident Peter Schröcksnadel) suspendiert worden.

Dieter Kalt, der Vorsitzende der Untersuchungskommission des Österreichischen Olympischen Comites, plädiert trotz des erklärten Karriere-Endes von Perner und Rottmann für deren Befragung zu den Vorfällen. "Sie werden von uns eingeladen werden und ich nehme an, dass sie trotzdem auch vom ÖSV befragt werden", erklärte der Vorsitzende des Wintersportausschusses des ÖOC. "Es wäre international nicht gut, zu sagen, die sind ausgeschieden. Das wäre keine gute Optik", erklärte Kalt gegenüber der APA. In diesem Fall gehe es darum, moralische, sportliche Verantwortung aufzuzeigen. Seine Kommission wolle keine Köpfe oder Schuldzuweisungen, "sondern das Umfeld ausloten, wie es zu den Vorfällen kommen konnte".

Im ÖSV ist bereits vor etwa zehn Tagen die dreiköpfige Disziplinarkommission unter Vorsitz des Kärntner Richters Arnold Riebenbauer tätig geworden. Die Untersuchung richtet sich nicht gegen einzelne Personen, am Freitag werden vorerst die Mitglieder des Langlauf-Teams bei den Winterspielen befragt, später jene des Biathlon-Teams. Riebenbauer meinte, man werde auch mit ÖSV-Ärzten und vielleicht auch mit Sportdirektor Markus Gandler sowie mit Walter Mayer sprechen. "Wir haben die Protokolle der Funde bei der Razzia und werden die Läufer damit konfrontieren", sagte Riebenbauer. Dann werde sich herausstellen, ob gegen Einzelne ein Disziplinarverfahren eingeleitet werden müsse.

Nach Worten Riebenbauers wären Perner und Rottmann konkrete Ansprechpartner gewesen, doch nach ihrem Ausscheiden aus dem Verband unterliegen sie nicht mehr der ÖSV-Disziplinargewalt. Der Jurist möchte aber dennoch mit dem Duo reden.

Leistner sagte, es habe außer im Falle von Perner, Rottmann und Emil Hoch keine weiteren Suspendierungen gegeben (Langlauf-Trainer Walter Mayer wurde wegen eines Verkehrsdeliktes entlassen). "Dazu gäbe es auch keinen Anlass", erklärte Leistner.

Der ÖSV-Generalsekretär machte den Standpunkt des Verbandes deutlich: Der ÖSV könne sich "nur mit jenen Personen beschäftigen, die zu seinem Rechtsbereich gehören". "Wenn jemand ausscheidet, hat er dich auch nicht mehr zu interessieren", erklärte Leistner. "Die Rücktritte waren persönliche Entscheidungen. Das tut uns leid, denn so viele erfolgreiche Athleten mit WM-Titel oder Olympia-Medaille haben wir nicht, genau gesagt haben wir keine anderen." (APA)