Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: REUTERS/Pool/Plinio Lepri
Rom - Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hat im Streit mit Oppositionschef Romano Prodi um ein für Montag geplantes TV-Duell eingelenkt. Berlusconi gab am Mittwochabend überraschend seinen Verzicht auf eine umstrittene Pressekonferenz als Ministerpräsident nach dem Wahlduell bekannt. Damit ging der Regierungschef auf die Bedingung Prodis ein, der am Dienstag ein Fernsehduell mit Berlusconi abgelehnt hatte, sollte dieser nicht auf die Pressekonferenz verzichten.

Prodi begrüßte Berlusconis Beschluss und versicherte, er sei unter diesen Voraussetzungen bereit, am Wahlduell teilzunehmen. "Unser Protest hat Resultate bewirkt, die Gerechtigkeit hat gesiegt", kommentierte Prodi. Das TV-Duell soll am Montag im Rahmen der von der RAI ausgestrahlten Polit-show "Porta a Porta" gesendet werden. Moderator ist der König der politischen TV-Journalisten, Bruno Vespa. Journalisten, deren Namen sowohl von der Regierungskoalition als auch von der Opposition ausgelost werden, dürfen Fragen stellen, die nicht länger als 30 Sekunden dauern. Sogar die Zuschauer im Studio sollen sorgfältig ausgewählt werden.

Immer medienlastiger

Die Kampagne für die Parlamentswahlen am 9. und 10. April wird unterdessen von Tag zu Tag immer medienlastiger. Seit fast zwei Monaten tritt der italienische Ministerpräsident fast täglich im Fernsehen auf, um die Leistungen seiner Mitte-Rechts-Regierung vorzustellen und um die Gunst der unentschiedenen Wähler zu buhlen, die laut Umfragen zirka ein Drittel der Italiener ausmachen. Bisher hatte sich Berlusconi stets vor Wahlduellen mit seinen Herausforderern gedrückt. Für einen Eklat hatte er bei der Wahlkampagne 2001 gesorgt, als er sich geweigert hatte, sich seinem damaligen Konkurrenten Francesco Rutelli zu stellen.

Berlusconi wird auch in den nächsten Wochen seine Medienkampagne fortsetzen. Zwölf Tage vor der Wahl ist eine Reihe von Pressekonferenzen geplant, die jede Wahlliste veranstalten wird. Beginnen werden die kleineren Parteien. Die letzte Pressekonferenz wird Berlusconi am Tag vor der Wahl halten. Kein Politiker wird während des Wahlkampfes unangemeldet im Fernsehen auftreten dürfen. Sollten diese Regeln nicht eingehalten werden, drohen den Programmverantwortlichen Strafen zwischen 10.000 und 258.000 Euro.

Medienmacht

Das Thema der Unabhängigkeit der Medien dominiert den Wahlkampf in Italien. Oppositionschef Prodi prangert seit jeher Berlusconis Medienmacht an. "Berlusconi hat einen enormen Vorteil im Wahlkampf, weil er Geld und Kontrolle über die Medien hat. Ich merke das an den Umfragen. Die Italiener, die weniger fern sehen, wählen mich. Diejenigen, die mehr Stunden vor dem Bildschirm sitzen, wählen Berlusconi. Der Premierminister kontrolliert das Fernsehen, daher müssen wir auf die Straßen gehen, um die Leute zu überzeugen, für uns zu stimmen" meinte Prodi. Berlusconi besitzt über seine Medienholding Mediaset die landesweiten privaten TV-Networks Italia 1, Rete 4 und Canale 5; als Regierungschef hat er Entscheidungsgewalt über die Spitzenpositionen in der öffentlich-rechtlichen RAI, die ihrerseits mit drei Sendern landesweit präsent ist.

Berlusconi erwidert, dass die Linke die einflussreichsten Zeitungen im Land kontrolliere. Für einen Eklat sorgte am Mittwoch die prestigereiche Tageszeitung "Corriere della Sera", die sich offen an die Seite der oppositionellen Mitte-Links-Allianz gestellt hat. In einem Leitartikel des Chefredakteurs Paolo Mieli hieß es, dass die Bilanz der fünfjährigen Amtszeit von Regierungschef Berlusconi enttäuschend sei. Die Mitte-Rechts-Allianz habe international den Eindruck geboten, sich mehr mit der Lösung der eigenen internen Angelegenheiten als mit den Problemen des Landes beschäftigt zu haben. Die persönlichen Interessen Berlusconis hätten gegenüber den konkreten Sorgen Italiens den Vorrang gehabt. (APA)