Wien - Das Thema "Frau" hat anlässlich des am Mittwoch stattfindenden Internationalen Frauentags einmal mehr für heftige Kontroversen zwischen Regierung, Opposition und Interessenvertretern gesorgt. Während ÖVP und BZÖ voll des Lobes für die von ihnen gesetzten frauenpolitischen "Meilensteine" waren, sahen das SPÖ und Grüne naturgemäß anders. Sie kritisierten die "abnehmende Chancengleichheit" und die "steigende Frauenarbeitslosigkeit". Das sei "ritualisiertes Krankjammern", konterte ÖVP-Frauensprecherin Elisabeth Scheucher-Pichler - die Regierung nehme den Frauentag dazu her, um die Realität zu verzerren, lautete der Verbalangriff von der SPÖ-Bundesfrauenvorsitzenden Barbara Prammer.

Frauen und Arbeit

Während sich die Grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger Forderungen nach Maßnahmen für eine höhere weibliche Beschäftigungsquote verschrieb, hielt Scheucher-Pichler entgegen, dass noch nie zuvor in Österreich so viele Frauen erwerbstätig gewesen seien wie heute. ÖGB-Frauenchefin Renate Csörgits forderte in diesem Zusammenhang die Förderung jener Frauen, die in Beschäftigung stehen: "Rundherum in ganz Europa gibt es Initiativen zur aktiven Frauenförderung, Österreich hinkt hinten nach", bekrittelte sie.

Feminisierung der Armut

Eine zunehmende Verarmung der Frauen orteten die Gewerkschaft für Privatangestellte (GPA), die Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialdemokratie (ACUS) sowie die Dachorganisation der Schuldnerberatungen Österreichs (ASB). Letztere lieferte auch Zahlen, um diese Vorwürfe zu untermauern. Demnach haben im Vorjahr beinahe 7.000 Frauen, also 40 Prozent des Klientels, eine Schuldnerberatungseinrichtung kontaktiert. Die durchschnittliche Verschuldung einer Frau im vergangenen Jahr bezifferte ASB mit 55.350 Euro, jene eines Mannes mit 70.100 Euro. Die Zahl der Frauen, für die ein Privatkonkursverfahren eröffnet wurde, hat sich in den vergangenen fünf Jahren von 950 auf 1.787 fast verdoppelt.

"Rückschrittliches Familienbil"

"Familienarbeit ist zum Großteil immer noch Frauenarbeit" - Dieses Themas nahm sich u.a. das Österreichische Hilfswerk an. Frauen brauchen flexible Lösungen in der Kinderbetreuung und Altenpflege, forderte Präsident Othmar Karas (V). Ein rückschrittliches Familienbild wurde der Regierung von ÖGB-Vizepräsident Rudolf Nürnberger (S) attestiert. Frauenpolitik hieße bei dieser Regierung vor allem Familienpolitik - von gezielter Gleichstellungspolitik sei hingegen wenig bis nichts zu erkennen.

Indirekte Befürwortung für diese Politik kam von der FPÖ-Familiensprecherin Barbara Rosenkranz, die betonte, dass die Stellung der Frauen in der Gesellschaft verbessert werde, wenn die Familienpolitik verbessert werde. Es sei nach wie vor so, dass Frauen den Hauptanteil der Kindererziehung tragen würden. "Hier müsse man ihnen alle nur denkbare Unterstützung zukommen lassen," so die Mutter von zehn Kindern. (APA)