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Das "Ready to use-Kit" wird in Deutschland ausprobiert: Es soll innerhalb von sieben Stunden den H5N1-Nachweis liefern, bisher dauert das viel länger

Foto: AP
Nach der H5N1-Diagnose bei Katzen streiten Wissenschafter über die Gefahr für Menschen. Von Panik sprechen die einen, andere warnen vor Mutationen. Die jüngsten Testergebnisse bei 40 Katzen waren negativ.

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Katzenhalter setzen ihre Tiere aus, Hausbesitzer werfen Storchennester vom Schornstein, und manche Politiker fordern den Abschuss sämtlicher Zugvögel: Eine "unglaubliche Hysterie" sieht Gerhard Loupal durch Europa ziehen. Der Vorsitzende von BirdLife Österreich stellt mit Nachdruck fest, die Vogelgrippe sei mit dem H5N1-Fund bei einer Grazer Katze "nicht gefährlicher für Menschen".

"Diese panische Angst ist einfach nicht am Platz", sagt der Veterinär. Die Vogelgrippe nennt Loupal zwar "durchaus dramatisch für die Geflügelindustrie", aber mit weltweit unter hundert Toten "unter dem Strich eine Lappalie".

Im Tierheim "Arche Noah" habe ein "großer Infektionsdruck" geherrscht. Doch obwohl mindestens eine Katze des Virus hat, ist sie bisher nicht erkrankt. Loupal erinnert daran, dass selbst die tote, H5N1-infizierte Katze auf Rügen nicht mit Sicherheit auch daran gestorben ist. Von einer möglichen Übertragung des Virus auf Katzen habe man schon vorher gewusst.

Virendosis und Abwehrkraft entscheidend

Im Alltag ist dieser Übertragungsweg fast ausgeschlossen - zumal in Europa. Entscheidend seien Virendosis und Abwehrkraft. Virologen betonen immer wieder die hygienischen und medizinischen Unterschiede zu Asien, wo Hühner und Züchter häufig auf engem Raum zusammen leben. So wiederholt denn auch das Europäische Zentrum für Seuchenkontrolle in Stockholm, die Ansteckungsgefahr für Menschen in Europa bleibe gering.

Michael Perdue vom Influenzaprogramm der WHO wollte dagegen am Dienstag eine Mutation des Virus nicht ausdrücklich ausschließen. Er plädierte in Genf für weitere Untersuchungen der Grazer Katzen im Labor. Zu genau diesem Zweck beobachten Tierärzte die Katzen jetzt in der Quarantänestation in Nickelsdorf im Burgenland.

Rachentupfertests

Nach dem Ausbruch der Vogelgrippe in der "Arche Noah" hatten Tierärzte vorsorglich und mit Blick auf den Fall in Rügen bei 40 der 170 Katzen des Tierheims Speichelproben mit so genannten Rachentupfertests genommen. Drei der Proben waren positiv, so dass in einer "B-Probe" zusätzlich Blut und Kot der betroffenen Katzen untersucht wurden. Dabei schlug nur noch eine untersuchte Probe positiv an. Am Dienstag schließlich waren alle Folgeproben negativ. Das könnte ein Indiz dafür sein, dass das Virus bei Katzen nicht zwingend ausbricht - und das könnte auch für Menschen gelten.

Auch die jüngst befürchtete Übertragung des Virus durch Fische ist sehr unwahrscheinlich, verkündet das deutsche Friedrich-Loeffler-Institut für Tiergesundheit auf der Ostseeinsel Riems. Die unterschiedlichen Körpertemperaturen von Nutz- und Wildgeflügel einerseits und Fischen andererseits behindere derzeit ein Überspringen und eine Vermehrung. Für den Menschen bestehe keine Gefahr durch den Verzehr von Fisch und Fischprodukten.

Den Nachweis von H5N1 erbringt das Labor der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) mit der so genannten Polymerase-Kettenreaktion. Die Buchstaben stehen für die Enzyme Hämagglutinin und Neuraminidase. Die hoch ansteckende asiatische Variante des Virus ermittelt das EU-Referenzlabor im britischen Weybridge durch Untersuchung der kleinsten Genschnipsel ("Codons"). (kas, or/DER STANDARD; Printausgabe, 8.3.2006)