Nickelsdorf - Trügerische Ruhe herrscht am Dienstag auf der Hauptstraße von Nickelsdorf. Doch hinter den Kulissen brodelt es gewaltig: Zentrum des Zorns ist seit Montagabend das Gemeindeamt. Dort tobt Bürgermeister Gerhard Zapfl (S). Grund für seinen Ärger ist die "Übersiedlung" von 170 Katzen aus dem Grazer Tierheim "Arche Noah" in die Veterinärgrenzkontrollstelle Nickelsdorf. Die Tiere waren unter Quarantäne gestellt worden, nachdem man bei drei Tieren den gefährlichen Vogelgrippe-Virus H5N1 diagnostizierte.

"Husch-Pfusch"

"Ich hab von dieser Husch-Pfusch-Aktion von Gesundheitsministerin (Maria, Anm.) Rauch-Kallat aus den Nachrichten erfahren", sagt Zapfl. "Bei den Leuten hier herrscht völliges Unverständnis. Es ist überhaupt nicht nachvollziehbar, warum man die Katzen gerade zu uns gebracht hat." Für ihn ist diese "miese Vorgangsweise" eine "Vergewaltigung der Bevölkerung". Zapfl: "Nicht einmal der Amtstierarzt des Bezirks wurde informiert."

Trafikantin klärt auf

Rund zwei bis drei Kilometer von Nickelsdorf entfernt, hinter dem alten Grenzübergang zu Ungarn, werden die 170 Katzen derzeit durchgecheckt. Unter den 1.600 Einwohner des Grenzortes herrscht Verunsicherung. "Ich leiste Aufklärungsarbeit", lacht die Trafikantin. "Die meisten Menschen im Dorf wissen gar nicht, dass die Katzen in der Quarantänestation untergebracht sind. Sie glauben, die Tiere laufen irgendwo im Ort herum. Deshalb trauen sich viele nicht, ihre Haustiere ins Freie zu lassen."

"Überrumpelt"

Dennoch steht laut Bürgermeister Zapfl nicht so sehr die Angst im Vordergrund: "Es ist der unglaubliche Ärger darüber, dass man überrumpelt und vor vollendete Tatsachen gestellt wurde." Über den genauen Zeitpunkt der Ankunft des Tiertransportes aus Graz wusste das Gemeindeoberhaupt ebenso wenig, wie über die Dauer des Aufenthaltes der ungebetenen Gäste. Auch in der Bäckerei Kovac herrscht Ungewissheit: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass etwas passiert, schließlich ist die Quarantänestation drei Kilometer weit weg. Man muss keine Angst haben - glaube ich", sagt die Verkäuferin.

Zapfl befürchtet hingegen auch einen wirtschaftlichen Schaden für seine Gemeinde: "Wir haben hier hochwertige Jagdgebiete - und im Moment laufen die Verhandlungen mit einem neuen Pächter." Der Bürgermeister will kämpfen. "Man darf diese Entscheidung der Bundesregierung nicht einfach so hinnehmen. Ich werde alles dran setzen, dass die 170 Katzen so rasch als möglich wieder aus Nickelsdorf verschwinden." (Von Andreas Tröscher/APA)