Wien - Nach Wolfgang Perner hat auch Wolfgang Rottmann genug vom Leistungssport. Einen Tag nach dem Steirer hat am Dienstag früh auch der Salzburger Biathlet sein Karriere-Ende bekannt gegeben.

Perner per e-mail

Der steirische Biathlet Wolfgang Perner hat am Montag per e-mail mitgeteilt, dass er seine Karriere mit sofortiger Wirkung beendet. Er habe seine Laufbahn mit Saisonende ausklingen lassen wollen, erklärte der 38-Jährige. "Nach den Ereignissen bei den Olympischen Winterspielen in Turin sehe ich mich allerdings dazu veranlasst, vorzeitig einen Schlussstrich zu ziehen." Perner war nach der Doping-Razzia der italienischen Behörden (18.2.) noch in der Nacht in die Heimat gereist und deshalb vom ÖOC aus dem Olympia-Team ausgeschlossen worden.

Perner, der 2002 Olympia-Dritter im Sprint war, nannte drei wichtige Gründe für seine Entscheidung: Eine tiefe menschliche und sportliche Enttäuschung über die Nichtnominierung für den olympischen Staffel-Bewerb, der den abschließenden Höhepunkt der Karriere bilden sollte; weiters die menschenverachtende und -unwürdige Behandlung während und nach der Razzia am 18.2.2006. "Die Art und Weise, wie mit mir als Sportler von Behörden, diversen Medien und Privatpersonen umgegangen wurde, hat mich menschlich zutiefst erschüttert. Diesen hohen Preis ist mir der Biathlonsport trotz seiner vielen schönen Seiten nicht mehr wert", erklärte Perner.

Der dritte Grund betrifft die nach Perners Meinung ungerechtfertigten Dopingvorwürfe. "Fakt ist, dass meine Dopingprobe am 18.2.2006 ebenso negativ war wie zwei weitere Dopingproben im heurigen Jahr. Fakt ist ebenso, dass ich ein reines Gewissen habe. Alles angeblich "Unerlaubte", das bei der Razzia gefunden wurde, ist aus meiner Sicht erklärbar und hat nichts mit Doping, sondern mit nicht ausreichender ärztlicher Betreuung zu tun", teilte Perner mit.

Auch Rottmann hört auf

Der 32-jährige Rottmann nannte als Rücktriits-Grund ebenso ungerechtfertigte Doping-Vorwürfe und die Vorgänge während und nach der Razzia.

"Da ich auf Grund der Ungerechtigkeiten und Ärgernisse jegliche Freude am aktiven Leistungssport verloren habe, mit so eine Behandlung auch nicht gefallen lasse, liegt es nahe, mein ohnehin geplantes Karriere-Ende zum Saisonende 2005/06 um ein paar Wochen vorzuziehen", erklärte Rottmann in einer Presseaussendung.

Am 18. Februar in den Abendstunden hatten die italienischen Behörden in den Olympia-Quartieren der österreichischen Langläufer und Biathleten eine stundenlange Doping-Razzia durchgeführt. Die Sportler wurden zu Doping-Test abtransportiert, die aber allesamt negativ ausfielen. Perner und Rottmann reisten allerdings noch in der Nacht von Olympia ab nach Hause und wurden deshalb vom ÖOC aus dem Olympia-Team ausgeschlossen.

"Die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2006 in Italien sollte nach rund 20 Jahren Hochleistungssport der krönende Abschluss meiner erfolgreichen Laufbahn als Hochleistungssportler sein. Am 18. Februar geriet ich jedoch völlig grundlos in eine Situation, die die ohnehin bereits geplante Beendigung meiner Laufbahn beschleunigen sollte.

Im Zuge einer Razzia mit rund 30 teilweise schwer bewaffneten Carabinieri wurde ich als Sportler behandelt wie ein Kapitalverbrecher, einer unwürdigen Leibesvisitation unterzogen, festgehalten, schikaniert, massiv gedemütigt und zur Dopingkontrolle - natürlich mit negativem Ergebnis - 'abgeführt'. Diese menschenverachtende Vorgangsweise durch staatliche Strafverfolgungsbehörden und internationale Verbände gegenüber einem Sportler hat mich menschlich zutiefst berührt und nachhaltig geschockt", schrieb Rottmann.

Der Salzburger weiter: "Bis heute konnte mir niemand plausibel erklären, warum ein derartiger, noch dazu nächtlicher 'Überfall' während der gesamten Olympischen Spiele bei keiner anderen Nation stattgefunden hat, dies obwohl - im Gegensatz zu uns - dort sogar positive Dopingtests erfolgt sind. Ich persönlich habe den Eindruck, dass es sich bei dieser unwürdigen und einmaligen Vorgangsweise zu später Stunde um eine 'gezielte Aktion' des IOC, der WADA und eines in diversen Medien von Dritten als 'profilierungssüchtig' bezeichneten italienischen Staatsanwaltes gehandelt hat."

Das Team sei dadurch um die Chance auf eine Medaille in der Staffel gebracht worden. "Besonders und nachhaltig enttäuscht" zeigte sich Rottmann durch Vorverurteilungen durch die "nationalen wie internationalen Massenmedien, ÖOC, Politiker". Und das, "obwohl ich immer sauberen Sport betrieben, nie zu verbotenen Mitteln gegriffen oder verbotene Methoden angewandt habe. Alle an mir durchgeführten Dopingkontrollen (Urin und Blut) der letzten 20 Jahre waren negativ! Dies, obwohl in Österreich sogar strenger kontrolliert wird, als es etwa bei der WADA üblich ist", so Rottmann weiter.

Der 20 km-Weltmeister von Oslo 2000, der beim Bundesheer in Hochfilzen angestellt ist, wird sich nun der beruflichen Weiterbildung widmen.(APA)