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Eva Glawischnig und Alexander Van der Bellen
Foto: AP/rubra, Hermann Wakolbinger
Linz - "Jetzt steh ich schon wieder da wie vor zwei Jahren. Und wieder habe ich Lampenfieber": Grünen-Chef Alexander Van der Bellen war unmittelbar vor seiner fünften Wiederwahl beim Grünen-Bundeskongress im Linzer Designcenter hörbar bemüht, nicht so etwas wie Routine aufkommen zu lassen. Dass der "Professor" das grüne Team in die entscheidende Nationalratswahl führen wird, war aber bereits im Vorfeld klar.

Die deutliche Bestätigung dafür lieferten dann am Samstag die Delegierten ab: Mit 86,7 Prozent votierten sie den 62-Jährigen als einzigen Kandidat erneut an die Spitze. Van der Bellen, seit 1997 Parteichef, ist somit der am längsten amtierende Obmann der Umweltpartei. Eine Altersdebatte ließ der bestätigte Parteiobmann nicht zu: "Zu den grünen Senioren werde ich sicher noch nicht wechseln, obwohl die ja sehr aktiv sind. Außerdem bin nach Dienstjahren im Vergleich zu Schüssel und Gusenbauer ja ein richtig junger Feschak."

Ein Hundeleben

Doch ehe gewählt wurde, kamen die Grünen ein bisschen auf den Hund: Oberösterreichs Umweltlandesrat erschien mit Verspätung, da sein Hund Cara erkrankt war. Passenderweise wurde Van der Bellen von Parteikollegen Gottfried Hirz auch noch als "einer, der zuerst die Hunde, dann die Menschen grüßt", angekündigt.

Inhaltlich stimmte Van der Bellen in seiner Rede die Partei kräftig auf das Motto des Bundeskongresses ein, dass da lautete: "Sechs Jahre Schüssel/Haider sind genug." Der ÖVP attestierte der Parteichef ein "vollständiges Versagen" in den Bereichen Bildungs-, Frauen- und Energiepolitik, allesamt im Übrigen grüne Kernthemen im Wahlkampf. Ein "schwarz-rotes" Tuch ist für die Grünen derzeit auch der ORF: Für Van der Bellen ist dieser "dank der Medienpolitik von ÖVP und SPÖ derzeit drauf und dran, seine Reputation als unabhängiger Sender zu verlieren". Eva Glawischnig sieht bei ÖVP-Klubobmann Wilhelm Molterer in diesem Zusammenhang Parallelen zu Russlands Präsident Vladimir Putin und dem italienischen Ministerpräsident Silvio Berlusconi.

"Hassprediger Strache"

Schonungslos abgerechnet wurde auch mit der FPÖ: "Wir wollen mit den Straches und Haiders in diesem Land nichts zu tun haben. Sie zu ignorieren hilft aber nichts, das gehört ausgestritten. Und dazu brauche ich eure Hilfe", brachte Van der Bellen seine Partei auf Wahlkampflinie. Er stehe zu einem "Miteinander" und lasse sich dafür auch "gerne einen naiven Multi-Kulti schimpfen". In Österreich gebe es, so Van der Bellen weiter, leider wirklich Hassprediger: "Nicht aber unter den Muslimen, der Hassprediger heißt HC Strache."

Gekürt wurden bei dem zweitägigen Bundeskongress - am Sonntag standen Leitanträge zur Frauen- und Bildungspolitik auf dem Programm - auch vier von neun Mitglieder des grünen Bundesvorstandes. Die Wiener Vorsitzende Maria Vassilakou wurde mit 85,15 Prozent bestätigt, die stellvertretende Bundessprecherin Eva Glawischnig mit 82,55 Prozent. Der Tiroler Grünen-Chef Georg Willi stieg mit 84,75 Prozent neu ins Gremium ein. Äußerst mager fiel hingegen mit 55 Prozent die Wiederwahl der steirischen Klubobfrau Ingrid Lechner-Sonnek aus. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, Print, 6.3.2006)