Klagenfurt - Jörg Haider hat es mit der Entmachtung der SPÖ plötzlich nicht mehr so eilig. Zuerst will er "in Ruhe" sein eigenes "Kärnten Programm 2010" erarbeiten. Dann erst werde man dazu "neue Mehrheiten suchen oder alte reaktivieren", meint er. Von einer "Bestrafungsaktion" an der SPÖ will Haider ebenfalls nichts mehr wissen, es gehe lediglich um eine "Bereinigung", und überhaupt, vielleicht wolle die SPÖ nach ihrem "Katzenjammer" wieder zurück ins gemeinsame Boot.

Hintergrund für die sanften Töne dürfte das Verhalten der störrischen Kärntner ÖVP sein. Die will derzeit ganz einfach "keine Hüftschüsse". Der Preis, den die Kärntner Schwarzen für ein mögliche Zusammenarbeit lancieren, ist für Haider unannehmbar. Da ist etwa von der Übernahme des Finanz- und Wirtschaftsreferats die Rede oder von einer Aufkündigung des orange-roten Belastungspakets, das Bürger und Wirtschaft gleichermaßen trifft. Spiritus Rector dahinter ist die Wirtschaftskammer, deren Präsident Franz Pacher ein alter Erbfeind Haiders ist.

Die Kärntner SPÖ hingegen schießt aus allen Rohren gegen die Orangen und beharrt auf Neuwahlen. Haiders neues Arbeitsprogramm lehnt SP-Chefin Gaby Schaunig ab: "Ich fürchte mich vor nichts." Wenn es gute Ideen für Kärnten gäbe, sei die SPÖ dabei, wenn nicht, nicht. SP-Landesrat Reinhart Rohr, dem das Personal- und Gemeindereferat entzogen werden soll, fühlt sich bei Haider an eine "kränkelnde alte Diva" erinnert. Genüsslich verwies die SPÖ auch darauf, dass Haiders Aschermittwoch-Einladung zum Heringsschmaus mit dem offiziellen Logo der Landesregierung und des Kulturreferates versehen worden sei und fordert die Kosten zurück. Es sei kein Steuergeld geflossen, entgegnet Strutz. (stein/DER STANDARD, Printausgabe, 4.3.2006)