Abidjan/Paris - Nach dem Foltermord an einem jüdischen Verkäufer aus Paris soll der Hauptverdächtige aus der westafrikanischen Republik Cote d'Ivoire nach Frankreich ausgeliefert werden. Wie der ivorische Justizminister Mamadou Koné am Freitag der Nachrichtenagentur AFP in Abidjan sagte, unterzeichnete Staatschef Laurent Gbagbo das erforderliche Dekret am Vorabend. Das Verteidigungsministerium in Paris kündigte die Entsendung einer Militärmaschine an, um den 25-Jährigen auszufliegen. Der Airbus A310 mit drei Polizeibeamten sollte den Chef der "Barbaren-Bande" voraussichtlich am Samstag nach Frankreich bringen.

Antisemitisches Tatmotiv bestritten

Der 25-Jährige gilt als Hauptverantwortlicher der Entführung, Folterung und Ermordung des 23-jährigen Ilan Halimi. Der junge Pariser Jude war am 21. Jänner von einer Vorstadtbande mit Hilfe einer als Lockvogel eingesetzten jungen Frau entführt worden, um Lösegeld zu erpressen.

Nach dreiwöchiger Geiselhaft starb er an den Folgen schwerster Misshandlungen. 80 Prozent seines Körpers waren mit Folterspuren übersät. Der als Hauptverdächtige geltende Bandenchef räumte bei Verhören in Abidjan seine Beteiligung an der Entführung ein, bestritt aber ein Mitwirken an der Ermordung und jegliches antisemitische Tatmotiv. Das brutale Verbrechen hatte in Frankreich großes Entsetzen ausgelöst; am vergangenen Sonntag gingen Zehntausende Menschen zu Protestkundgebungen auf die Straßen. (APA)