Der serbische Staat ist durch die Geschäftspraktiken des einstigen Mehrheitsbesitzers des Mobilfunkbetreibers Mobtel, Bogoljub Karic, und seiner engsten Mitarbeiter um mindestens 115 Mio. Euro (mehr als 10 Mrd. Dinar) geschädigt worden, berichten Belgrader Zeitung. Der Staat als Mobtel-Minderheitsbesitzer sei jahrelang leer ausgegangen.

Die Polizei hat auf Grund der seit Jahresbeginn laufenden Ermittlungen elf Strafanzeigen gegen 20 Personen, darunter auch die Brüder Bogoljub, Sreten und Zoran Karic, eingereicht.

Der umstrittene Belgrader Geschäftsmann Bogoljub Karic, der im Vorjahr seine russische Tochterfirma BK Trade, den Mobtel-Mehrheitsbesitzer, an die österreichischen Investoren Martin Schlaff, Josef Taus und Herbert Cordt verkauft hatte, befindet sich seit einigen Wochen auf der Flucht. Ebenso sein Bruder Sreten. Um die öffentliche Verteidigung der Familieninteressen ist in Serbien nur Zoran Karic bemüht, gegen welchen noch keine Anklage erhoben wurde.

Bogoljub und Sreten Karic wurden inzwischen auch von den Steuerbehörden wegen Steuerhinterziehung in Millionenhöhe verklagt. Fünf frühere engste Mitarbeiter des aus der Kosovo-Stadt Pec stammenden Geschäftsmannes sind inzwischen in Untersuchungshaft.

Die Familie Karic hatte sich in den neunziger Jahren dank engster Kontakte von Bogoljub zum damaligen serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic laut Medienberichten offenbar persönlich bereichert. Wie sich nun allmählich herausstellt, stellte Mobtel die wichtigste Einnahmenquelle für den Geschäftsmann und seinen Clan dar. Um den Mobilnetzbetreiber wurde eine ganze Reihe von Karic-Firmen gebildet, an welche die Mobtel-Gelder geflossen waren. Ermittlungen der Polizei laufen nun auch gegen einige frühere Staatsvertreter im Mobtel-Vorstand.

Die Kündigung der Verträge von Karic-Firmen mit Mobtel war praktisch unmöglich. Die nun bevorstehende Auflösung des Mobilfunkbetreibers soll den üppigen Einnahmen der Familie Karic ein Ende setzen. Die serbische Regierung und die österreichischen Investoren haben Anfang dieser Woche die Bildung einer neuen gemeinsamen Firma vereinbart, an die das gesamte Mobtel-Eigentum übertragen wird.(APA)