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Daniel de Roulet schrieb über seinen Brandanschlag auf Axel Springers Villa.

Foto: AP/Philippe Krauer
Zürich - Am Donnerstag ist in Paris und Zürich zeitgleich der brisante neue Roman des Genfer Autors Daniel de Roulet erschienen: In "Ein Sonntag in den Bergen" gesteht er einen Brandanschlag auf das Ferienhaus des Pressemagnaten Axel Springer.

"An einem schönen Sonntag im Kalten Krieg habe ich oben auf einem Schweizer Berg Axel Caesar Springers großes Chalet in Brand gesteckt", beginnt das Werk. Dieser Sonntag war der 7. Jänner 1975, als in Rougemont bei Gstaad das leer stehende Urlaubsdomizil des Millionärs niederbrannte. De Roulet verübte den Anschlag zusammen mit seiner damaligen Freundin, die beiden nahmen für ihr Vorhaben einen fünfstündigen Anstieg zu dem entlegenen Haus in Kauf.

Nachdem 1972 die RAF (Rote Armee Fraktion) auf Springers Verlagshaus und 1974 auf sein Haus auf Sylt Anschläge verübt hatte, verdächtigte man auch in Rougemont deutsche Terroristen als Brandstifter. Der Fall konnte bis heute nicht geklärt werden.

Axel Springer, gestorben 1985, war unter anderem Herausgeber der mächtig meinungsbildenden Boulevardzeitung Bild. Er galt den Linken als Personifizierung des unterdrückenden politisch rechten Klimas in Deutschland.

Gewissensbisse plagen de Roulet, wie er gegenüber Schweizer Medien gestand, seit 2003. Damals erfuhr er, dass Springer - anders als von Linken behauptet - gar nie Nationalsozialist gewesen war. Zuvor habe er sich gefreut, dass "ein Nazi weniger in unseren Alpen" hauste. Strafe muss er nicht mehr befürchten: Der Fall ist bereits verjährt.

1944 in Genf geboren, arbeitete Daniel de Roulet lange als Architekt und Informatiker. Seit Jahren ist er Autor erfolgreicher und in Frankreich preisgekrönter Romane. (sid, DER STANDARD - Printausgabe, 3. März 2006)