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Der 46-jährige Anwalt will libanesischer Präsident werden.

Foto: REUTERS/Thierry Roge
Chibli Mallat hat sich ein hohes Ziel gesteckt. Der Anwalt, Dozent und Menschenrechtsaktivist will Präsident des Libanon werden. Ob er es schaffen wird, ist fraglich. Unbestritten ist, dass seine Kampagne, die er im vergangenen November lancierte, Wirkung gezeigt hat. Die Frage der Präsidentschaft ist in den letzten Wochen wieder zum zentralen Thema geworden und steht nun auch auf der Agenda des Nationalen Dialogs, der am Donnerstag beginnt.

"Nur mit einem neuen Präsidenten kann die Blockade überwunden werden. Er ist das wichtigste noch verbliebene Instrument der syrischen Herrschaft", sagt er. Auf syrischen Druck hin ist das Mandat des Präsidenten Emile Lahoud im Herbst 2004 um drei Jahre verlängert worden. Unrechtmäßig, wie die jetzige anti-syrische Parlamentsmehrheit findet.

Der 46-jährige Mallat ist maronitischer Christ - den Christen ist dieses Amt im Zedernstaat vorbehalten -, aber er ist auch ein profunder Kenner des Islams, insbesondere der Schia und deshalb auch häufiger Gast bei al-Manar, dem Fernsehsender der Hisbollah. Seine Dissertation hat er in London über den schiitischen Gelehrten Mohammed Bakr Sadr verfasst, den Saddam Hussein 1980 hatte ermorden lassen.

Mallat, der neben seiner Tätigkeit in der Anwaltskanzlei auch Professor an der Universität St. Joseph in Beirut ist, hat sich immer für Menschenrechte und Demokratie eingesetzt. In den 90er-Jahren lancierte er mit der irakischen Opposition zusammen eine Kampagne, um Ex-Diktator Saddam Hussein wegen Kriegsverbrechen anzuklagen.

Gerichtsverfahren gegen Sharon

Im Namen der Hinterbliebenen strengte er vor einigen Jahren in Belgien auch ein Gerichtsverfahren gegen den nun im Koma liegenden israelischen Premier Ariel Sharon an, um ihn für Massaker an Palästinensern in den libanesischen Flüchtlingslagern Sabra und Shatilla 1982 zur Verantwortung zu ziehen. Für die Hintermänner des Mordes am libanesischen Ex-Regierungschef Rafik Hariri verlangt er ein international verankertes Gericht.

Politisch ist der umtriebige, fünfsprachige Jurist im eigenen Land erst im vergangenen Frühjahr in Erscheinung getreten. Er gehörte nach dem Hariri-Mord zu den Aktivisten der Zedernrevolution, die zum Abzug der syrischen Truppen führte. Die Revolution ist seiner Meinung nach unvollendet geblieben, weil Emile Lahoud noch immer im Präsidentenpalast residiert. Deshalb hat er seine Kampagne gestartet - und auch um zu zeigen, dass auch ein ganz normaler Bürger sich um das höchste Amt bewerben kann.

Mallat hat sich eine Frist gesetzt: Bis zum 14. März, dem Jahrestag der großen anti-syrischen Demonstration, die die Zedernrevolution auslöste, müsse die Präsidentenfrage gelöst sein. (DER STANDARD, Printausgabe, 03.03.2006)