Vor dem Weltwirtschaftsforum 2006 in Davos dürfte die indischen Vertreter die Angst beschlichen haben, die boomende Wirtschaftsmacht China könnte die ganze Aufmerksamkeit von Politikern und Wirtschaftsexperten allein erhaschen. "Indien: Die am schnellsten wachsende Demokratie der Welt!", war daher auf den Bussen in Davos zu lesen und "Indien ist unglaublich" am Zürcher Flughafen. Die Botschaft dürfte angekommen sein: Indien war mit China der Star in Davos.

Und das wohl zurecht: In den vergangenen 15 Jahren ist die indische Wirtschaft um durchschnittlich knapp über sechs Prozent gewachsen, 2005 betrug der Wachstum sogar 7,5 Prozent. Die US-Investmentbank Goldmann Sachs schätzte bereits 2003 in einer Studie, dass die indische Wirtschaft in 15 Jahren größer sein wird als jene von Italien und Großbritannien.

Die USA sind dabei Indiens wichtigster Handelspartner und rangieren sowohl bei den Importen als auch bei den Exporten auf Rang eins. 16 Prozent aller indischen Exporte gehen in die USA. Als indische Exportschlager gelten vor allem Edelsteine und Schmuck (17, 3 Prozent der Ausfuhren) gefolgt von Textilprodukten. Das Importprodukt Nummer eins ist Erdöl. Einer der wichtigsten Lieferländer Iran. Der Verbrauch an Primärenergie, also vor allem Öl und Kohle, ist in Indien bereits jetzt höher als in Deutschland. Die Stromversorgung gilt aber als miserabel und von Ausfällen geprägt.

Millionen neue Kunden verzeichnen die indischen Mobilfunkbetreiber pro Monat. Insgesamt haben derzeit aber "nur" 80 Millionen Inder ein Handy.

Millionen Menschen arbeiten in der gigantischen Filmindustrie Indiens. Rund 1000 Bollywood-Filme kommen pro Jahr neu auf den Markt.

Millionen Inder sollen im Jahr 2006 bereits online sein. Zum Vergleich: In China wird 2006 die Marke von 128 Millionen überschritten.

Prozent haben laut einer Studie des US-Institutes Pew eine überwiegend positive Haltung gegenüber den USA. Indien gilt damit als eines der Amerika-freundlichsten Länder überhaupt; nur bei den Amerikanern selbst ist Amerika noch beliebter.

Millionen Menschen leben in Indien laut Weltbank von weniger als einem Dollar pro Tag. (szi, DER STANDARD, Print, 3.3.3006)