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Bruttogehalt in Euro nach Altersgruppen, Vergleich Männer und Frauen
Grafik: APA/Brunner
Wien - Die soziale und ökonomische Situation von Frauen hat sich laut Wiener Arbeiterkammer (AK) in den vergangenen zehn Jahren deutlich verschlechtert. Diese Entwicklung wird im AK-Frauenbericht 1995 - 2005 dokumentiert, den die AK - im Vorfeld zum kommenden Internationalen Frauentag am 8. März - am Donnerstag, bei einer Pressekonferenz in Wien präsentiert hat. AK-Präsident Herbert Tumpel prangerte dabei vor allem die zunehmende Frauenarbeitslosigkeit, die steigende Teilzeitquote und die noch immer gravierenden Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen an.

Teilzeit: Weiblich

Österreich musste im Vorjahr die höchste Zahl an arbeitssuchenden Frauen seit Beginn der Zweiten Republik verbuchen, so Tumpel. Im Jahresdurchschnitt waren 133.000 Frauen ohne Arbeit. Während vor allem die Vollzeitbeschäftigung von Frauen seit 1995 gesunken ist, sei die Teilzeitarbeit - etwa im Vergleich mit den EU-15-Staaten - überdurchschnittlich gestiegen. "In Österreich ist die Teilzeit weiblich", wetterte der AK-Präsident.

Defizite

Grund für diesen österreichspezifischen Trend ortete die AK in Defiziten in der Kinderbetreuung und fehlenden Arbeitsplätzen. Eine Erhebung der Statistik Austria aus dem Jahr 2004 bestätigt diese Vermutung: Demnach gaben 44 Prozent der Teilzeitbeschäftigten Frauen als Ursache familiäre Betreuungspflichten an. "Keine Frage, Teilzeitarbeit ist in manchen Lebenssituationen wichtig - aber jede Frau muss eine freie Wahl haben", forderte Tumpel.

Diskriminierung im Alter steigend

Nicht nur in punkto Beschäftigung auch im Einkommen stehen Frauen noch weit hinter ihren männlichen Kollegen zurück. Auffallend ist, dass die Einkommensunterschiede im Altersverlauf zunehmen. Beim Berufseinstieg sei der finanzielle Nachteil der jungen Frauen mit 92 Prozent des Männergehalts noch relativ gering. Das ändert sich hingegen mit zunehmendem Alter: Bei den 50 bis 59-Jährigen erreichen Frauen nur mehr 63 Prozent des Männereinkommens. Vor allem in der Zeit der klassischen Familienplanung bzw. -gründung - also in den Altersgruppen der 20 bis 39-Jährigen - stagniert das Einkommen bei Frauen.

Dringender Reformbedarf

Angesichts dieser Mängel fordert die AK einen Kurswechsel in der Frauenpolitik. Zunächst müsse "die Lücke in der Qualität und der Anzahl an Kinderbetreuungsplätzen geschlossen werden", so Tumpel. Einen dringenden Reformbedarf ortete der AK-Präsident auch beim Kinderbetreuungsgeld: "Wer kürzer in Karenz geht, soll kein Betreuungsgeld verlieren, sondern dieses in kürzerer Zeit, dafür aber höher beziehen können". Weiters müsse die Zuverdienstgrenze hinaufgesetzt bzw. in eine Arbeitszeitgrenze mit bis zu 24 Stunden wöchentlich anstelle der Geldgrenze umgewandelt werden. (APA)