Foto: Gerhard Wasserbauer
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Was den Italienern recht ist, sollte den Wienern nur billig sein, dachten Gabi und Robert Huth und institutionalisierten in ihrem neuen Restaurant eine ebenso erfreuliche wie hierorts längst überfällige lateinische Tradition: den "prezzo al banco". Dass ein an der Bar konsumierter Kaffee oder Drink weniger kosten sollte als der am gedeckten Tisch eingenommene, scheint logisch. Den köstlichen Espresso der Triestiner Rösterei Hausbrandt gibt es an der Theke des "da Moritz" folgerichtig um einen klitzekleinen, ziemlich rekordträchtigen Euro. Bei Tisch hingegen ist er um innenstadtübliche 2,20 Euro zu haben. Dasselbe gilt für den unvermeidlichen Prosecco: € 2,50 an der Bar gegen € 3,90 bei Tisch.

Das erste Restaurant-Abenteuer - das "Huth" in der Schellinggasse

Das Lokal an der Ecke Himmelpfort- und Schellinggasse, gleich beim Ronacher, ist bereits das zweite Restaurant-Abenteuer des jungen Ehepaars. Vor etwas mehr als vier Jahren übernahmen die beiden ehemaligen Wettkampf-Ruderer (Gabi Huth war zweimal EM-Dritte) ohne jegliche Gastronomie-Erfahrung ein Beisl. Dabei dürften sie so ziemlich alles richtig gemacht haben: Das "Huth" in der Schellinggasse (schräg vis-à-vis vom neuen Lokal) ist heute ein Klassiker der Neo-Wiener Küche, ohne Reservierung hofft man hier meist vergeblich auf einen Tisch.

Mit dem aufwändig umgebauten "da Moritz" (benannt nach dem dreijährigen Sohn) nimmt das Paar nun die andere Lieblingsküche der Österreicher ins Visier - die gezähmte italienische. Die ehemalige Wäscherei wurde mit reichlich Nussholz-Furnier, dottergelbem Leder und einer zweiten Ebene im Halbstock sehr gediegen aufgemöbelt. Mit angelernter Italianità wird man zum Glück nicht belästigt: Der Service, angeführt von Ex-Coburg-Mann Michael Wiesinger, pflegt durchwegs den lokalen Zungenschlag.

Vinothek mit 250 Positionen aus Österreich und Italien

Im Keller gibt es eine prächtige Vinothek mit 250 Positionen aus Österreich und Italien, die zu handelsüblichen Preisen auch über die Gasse verkauft werden. Im Restaurant werden überaus zivile Aufschläge verrechnet: Zehn bis maximal 15 Euro pro Flasche - da lohnt es sich durchaus, einmal zu den exklusiveren Flaschen zu greifen. Ein Über-Riesling wie FX Pichlers Kellerberg Smaragd etwa kann um vergleichsweise schlanke 59 Euro vor Ort verinnerlicht werden, der wunderbare Barolo 1999 von Gianni Voerzio ist um 75 Euro ebenfalls wohlfeil.

Vor allem, weil das Essen von Küchenchef Alexander Mascha dazu die entsprechende Unterlage liefert. Wie beim elegantissimen Italiener werden hier nämlich bevorzugt große Fleischstücke und ganze Fische für zwei und mehr Personen verbraten und nach allen Regeln der Kunst bei Tisch filetiert. Die Bistecca fiorentina etwa, wunderschön marmoriert und mindestens ein Kilo schwer, steht ganz selbstverständlich auf der Standardkarte. Da gibt es auch andere schöne Dinge, etwa eine gebratene "Salsiccia fresca" mit Salbeibohnen oder eine ganz wunderbar zarte Kalbsleber in fruchtigem Weißwein mit süßen Zwiebeln, die jedem Venezianer zur Ehre gereicht.

Pasta wird im Keller selbst gefertigt

Pasta wird im Keller selbst gefertigt und findet auf der "Wochenkarte" entsprechende Begleitung: Die Linguine mit Thunfisch-Bottarga und Safran sind eine Wonne, die Pasta sehr gut, die Sauce zartsäuerlich mit der salzigen Jodschärfe des getrockneten Rogens kontrastierend. Die Melanzani-Lasagne mit wahrhaft riesiger Garnele kann nicht ganz so viel - die Pasta ist zwar abermals schön elastisch und gut, die Fülle aber zu salzig und ansonsten schwach konturiert.

Mittags gibt es die Nudeln als schnelle, günstige Tagesteller an der Bar, wobei stets mehrere, durchwegs sehr brauchbare Saucen und Formen zur Auswahl stehen. (Severin Corti, DER STANDARD, rondo/3/3/2006)