Neue Alben von The Czars, von Ariel Pink's Haunted Graffiti, von den Liars und von Eric Burdon
Christian Schachinger
,
THE CZARS
Sorry I Made You Cry
(
Rough Trade
)
John Grant und seine Band aus Denver, Colorado, haben sich auch mit ihrer eigenen Musik (zuletzt 2004 mit dem Album
Goodbye
) den eher leiseren Tönen und einem Grundgefühl der Melancholie verschrieben. Mit diesen elf bis dato großteils unveröffentlichten Coverversionen radikalisieren sich
The Czars
zusätzlich hin zu Großmeistern der Vergeblichkeit. Minimalistisch als schlagzeuglose Kammermusik instrumentiert, leidet sich Bariton Grant sehr, sehr intensiv an die Grundfesten menschlicher Befindlichkeiten rührend durch Material von Jim Buckley (
Song To The Siren
), Paul Simon (
For Emily
) oder eine innige Deutung von
My Funny Valentine
. Höhepunkt:
Angel Eyes
von ABBA. Hier wird dem Schlager alle Niedlichkeit ausgetrieben.
ARIEL PINK'S HAUNTED GRAFFITI
5 House Arrest
(
Paw Tracks/Trost
)
Der kalifornische Heimwerker Ariel Rosenberg legt mit dieser Songsammlung nicht nur soundtechnisch neue Maßstäbe. Die verhallten und verwaberten, auf Achtspurbandmaschine aufgenommenen Low-Fi-Klänge könnten immerhin einen Großteil der potenziellen Hörerschaft gleich von Beginn weg abschrecken. Auch stilistisch schenkt uns der junge Mann nichts. Melodienverliebter und ebenso leicht klingender wie vertrackter Psychedelic-Westcoastpop ist hier zu hören, der mehr als einmal gerade noch die Kurve zwischen halluzinogenen Rauschmitteln (siehe
Hardcore Pops Are Fun
oder
Gettin' High In The Morning
) und reiner Verzückung kriegt (
Helen
). In einer besseren Welt mit besserer Studiotechnik wäre das ein Hit. So grundelt der obendrein windschief singende Ariel Pink aber im Pop-Underground herum. Er scheint sich dort sehr wohl zu fühlen.
LIARS
Drum's Not Dead
(
EMI
)
Die mittlerweile in Berlin ansässigen New Yorker Avantgarde-Rocker haben sich von ihrem Punk-Funk-Debüt aus 2002 über das an Cpt. Beefheart angelehnte
They Were Wrong, So We Drowned
aus dem Folgejahr, in dem es um mittelalterliche Hexenverbrennung als Sinnbild heutiger US-Polit-Paranoia ging, noch einmal neu erfunden. Mit quälenden Soundschlieren, kranken Kirchenchören und Metallplatten-Perkussion, die an 80er-Noiserock im Stile von Sonic Youth erinnern, geht es um die Geschicke der fiktionalen Charaktere Drum und dessen Freund Mount Heart Attack. Wie das britische
Uncut
meint: in Zeiten, da die
80er-Jahre von jungen Bands meist rein klassizistisch als zickiger Gitarrenpop gedeutet werden, ein ebenso heroisches wie aussichtsloses Unterfangen. Selten klang Beklemmung derart zwingend.
ERIC BURDON
Soul Of A Man
(
SPV
)
Ja, genau der. Zuletzt sah man ihn als geschundenen Weißclown in Nostalgie-Shows von Thomas Gottschalk beim Absingen von
House Of The Rising Sun
. Hier kehrt er mit fantastischer Band und prächtig bei Stimme tatsächlich noch einmal zur Form seines Lebens zurück. Alte Blueshadern von Howlin' Wolf oder Mississippi Fred McDowell erfahren eine zeitgemäße wie zwingende Wiederbelebung. Manchmal kommen sie zurück. (schach/ DER STANDARD, Print-Ausgabe, 3.3.2006)
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