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Bernd Pischetsrieder (li) folgte 2002 Ferdinand Piech an die VW-Spitze. Piech, jetzt Aufsichtsratschef, hat nun offenbar anderes vor.

Foto: APA/AP/Anja Niedringhaus
Wolfsburg - Im neuen Stück, das vor und hinter den Wolfsburger Kulissen gegeben wird, geht es um die Zukunft von Vorstandsboss Bernd Pischetsrieder. Auf eine Verlängerung seines Vertrages hatten sich die beiden VW-Hauptaktionäre, Porsche und das Land Niedersachsen, bereits geeinigt - doch in den vergangenen Tagen schossen immer wieder Spekulationen hoch: Die Sache sei noch nicht entschieden. Die Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat wolle für eine Zustimmung zur Vertragsverlängerung Gegenleistungen sehen - sprich: eine "weiche Sanierung" der Kernmarke VW. Zudem wird erneut auch Audi-Chef Martin Winterkorn wieder als Pischetsrieder-Nachfolger ins Gespräch gebracht. Er selbst wies dies aber zurück.

Am Mittwoch meldete sich Pischetsrieders Vorgänger zu Wort, VW-Aufsichtsratschef und Porsche-Miteigentümer Ferdinand Piech. Er hatte in einem der letzten Wolfsburger Machtkämpfe gemeinsam mit der Arbeitnehmerbank im Aufsichtsrat den neuen Arbeitsdirektor Horst Neumann durchgeboxt - gegen den Willen unter anderem von Pischetsrieder. Dem Wall Street Journal Europe sagte Piech, es sei "wirklich eine offene Frage", ob der Vertrag mit Pischetsrieder verlängert werde. Er selbst wolle mit den Anteilseignern für eine weitere Zusammenarbeit mit Pischetsrieder stimmen. Der VW-Vorstandschef könne aber auf eine starke Opposition der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat stoßen. Er habe das Gefühl, dass es derzeit ein Stimmenverhältnis von zehn zu zehn gebe, sagte Piech - und fügte hinzu: "Ich kenne kein Unternehmen in Deutschland, wo jemand mit zehn Arbeitnehmer-Gegenstimmen überleben konnte."

In der Branche wurde über ein "Schwarzer-Peter-Spiel" spekuliert. Piech spiele den Ball ins Feld der Arbeitnehmervertreter, dabei sei er selbst mit der Arbeit von Pischetsrieder unzufrieden.

Der frühere BMW-Chef Pischetsrieder, der mit dem Engagement der Bayern beim britischen Autoproduzenten Rover eine Bruchlandung hingelegt hatte, steht seit 2002 an der VW-Spitze. Sein Vertrag läuft noch bis zum Frühjahr 2007 - den üblichen Branchen-Gepflogenheiten gemäß wird aber ein Jahr vor Auslaufen des Vertrags entschieden, ob dieser verlängert wird.

In Wolfsburg gilt Pischetsrieder als Teamarbeiter, der um Ausgleich bemüht ist. Den knallharten Sanierer gibt VW-Markenchef Wolfgang Bernhard, der nicht müde wird, zu betonen, wie ernst die Lage ist. Mitte Februar hatte die Konzernspitze für die ertragsschwache Kernmarke VW ein tief greifendes Restrukturierungsprogramm angekündigt. Davon könnten bis zu 20.000 Beschäftigte betroffen sein. Schwerpunkte des Programms sind geringere Arbeitskosten, eine volle Auslastung der Werke, auch durch eine Kapazitätsanpassung, sowie eine Neuordnung der Komponentenfertigung. Einzelheiten sind aber bisher nicht bekannt. (dpa, Andreas Hoenig, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.3.2006)